Skyjacking der anderen Art

„Cooper" von Jens Eisel. Piper Verlag 2022, HC, 220 Seiten, 22,00 Euro.

Fein ausgedacht: Flugzeug entführen. Lösegeld erpressen. Zwischenlandung. Beute an Bord bringen lassen. Weiterflug. Abspringen. Untertauchen. Am besten für immer.
Gerade den letzten Teil hat D.B. Cooper gut hinbekommen. Nach 45 Jahren, im Jahre 2016, hat das FBI die Akten zu diesem Fall endgültig geschlossen. Ungelöst. – Denn diese Geschichte ist tatsächlich passiert. Am 24. November 1971 entführt ein Mann die Maschine des Fluges 305 der Northwest Airlines. Seine Forderung: 200 000 Dollar in kleinen Scheinen und vier Fallschirme. Und in einem Koffer, den er im Flugzeug mit ungefähr 30 Passagieren mitführt, ist eine Bombe! Werden seine Forderungen nicht erfüllt, wird er das Flugzeug in die Luft sprengen!
Ungelöste Kriminalfälle reizen nicht selten auch Autoren, hier ist es Jens Eisel, der seine ganz eigene Version der Vorfälle in dem Roman „Cooper" erzählt, denn das ist der Name des Skyjackers, den er sich während der Verhandlungen zur Durchsetzung seiner Forderungen selbst gibt. Informationen zu seiner wahren Identität? Fehlanzeige.
In präzisen, knappen Episoden erzählt Eisel von dem Entführer, der im Buch Richard heißt und den Beteiligten im Flugzeug, der Cockpit-Crew und den Stewardessen. Dabei entstehen kleine Biographien, werden die Akteure ausgelotet. Der Roman greift perfekt Stimmungen auf, aber nicht nur jene im Moment der Bedrohung im Flugzeug, bei Richard oder später bei den Verfolgern. „Cooper" ist gleichzeitig auch ein Blick auf die politische Stimmung in den USA in der Zeit des Vietnamkrieges. Ein zerrissenes Land. Politisch in Aufruhr.
„Cooper" ist ein starker, dramaturgisch geschickt inszenierter True Crime Roman, der durch häufige Schauplatzwechsel sehr filmisch erzählt wird und im Kopf Bilder erzeugt. Und bitte ehrlich, wer macht schon Pause in einem guten Film? Dieser Roman verdient es, ohne Unterbrechung komplett gelesen zu werden. Absolut mitreißend!

Rainer Scheer