„Revolver Christi" von Anna Albinus. Edition.fotoTAPETA 2021, HC, 78 Seiten, 15,00 Euro.
„In der Ausstellungsvitrine liegt der Revolver auf einer durchsichtigen Platte, den Lauf der Waffe in die Achse des Mittelgangs gerichtet." Die Kirchenverantwortlichen sind vom Zuspruch, den die Ausstellung erfährt, begeistert, denn der Revolver wird nur alle 10 Jahre gezeigt. Dann die Katastrophe: ein Schuss in der Kathedrale! Verletzt wird niemand, doch die Umstände sind höchst verwirrend. Durch den Revolver Christi starb 110 Jahre zuvor schon einmal ein Mensch. Jetzt wieder ein Schuss am selben Ort, abgegeben von einer Frau mit einem Revolver, der – was doch gar nicht sein kann?! – dem Ausstellungsstück in der Vitrine exakt gleicht. Ein Kommissar nimmt Ermittlungen auf, doch seine wichtigste Zeugin, die Schützin, ist kurze Zeit später tot!
Das hört sich wie der Auftakt einer Krimi-nalerzählung an, doch das liegt nicht im Interesse der Autorin Anna Albinus. In einer vorzüglichen Sprache wirft Albinus Schlaglichter: auf die heutige Kirche, auf Kirchenevents (um positive Aufmerksamkeit zu erheischen). Auf eine geheimnisvolle religiöse Gruppe, bei der der Revolver Christi seinen Ursprung haben soll. Und auf Familienver-flechtungen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen.
Für „Revolver Christi" erhielt die Autorin 2021 den Debütpreis des Österreichischen Buchhandels. Albinus liefert ein inhaltliches Spiel. Einfache Antworten sind hier nirgends zu finden, es bleiben Fragen offen. Genau das ist der Reiz und gleichzeitig die Herausforderung bei dieser wunderbaren, sehr eindrucksvollen Novelle.
„Revolver Christi" ist auch als vollständige Lesung bei dem Hörbuchlabel der Diwan erschienen. Eine, gerade durch seine kühle Sachlichkeit besonders wirkende, eindringliche Interpretation von Omid-Paul Eftekhari. Sehr stark.
Rainer Scheer
Stand: 27.04.2022
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