Verbrechen ist Familie

„Der zweite Sohn" von Loraine Peck, Suhrkamp, 424 Seiten, 16,95 Euro

Johnny Novak lebt mit Frau Amy und Sohn Sasha in der Vorstadt von Sydney, und um Geld muss er sich keine Sorgen machen. Doch das hat einen Preis: Johnny gehört zu einer kroatischen Gangster-familie, die sein brutaler Vater Milan und Johnnys Bruder Ivan anführen. Als Ivan erschossen wird, soll Johnny Rache nehmen, sich endlich seinem gering-schätzigen Vater beweisen und seinen Platz an der Spitze einnehmen. Dadurch gerät Johnnys Welt allerdings aus dem Gleichgewicht, und nicht zuletzt droht er Frau und Sohn zu verlieren. Loraine Peck legt mit ihrem Debütroman einen starken, spannenden Krimi vor, der vertraute Muster und Elemente nutzt, aber trotzdem nicht in der Tradition versandet: Aus Europa eingewanderte Familien des organisierten Verbrechens, aber nicht Amerika, und keine Iren oder Italiener. Ein Australien-Krimi, jedoch kein Out-back, dafür Vorstadt und Mafia. Und viele altmodische, harte Kerle, aber zugleich auch die Sicht einer von außen kom-menden Ehefrau, die ihre Familie und ihre Sohn schützen will. Dazu ein cooler Sound und Pageturner-Qualitäten. Völlig zurecht erhielt Peck von der Crime Writers Association of Australia den Ned Kelly Award 2021 für das beste Debüt. Und auch das Lob von Krimi-Meister Garry Disher ist absolut verdient.
Christian Endres