"Reisen mit leichtem Gepäck" von Tove Jansson. Urachhaus, Hardcover, 188 Seiten, 20,00 Euro
Was haben wir das vermisst! Tasche packen. Losfahren. Einfach mal für ein paar Tage an einem anderen Ort sein. Reisen eben. Es geht dabei nicht um besonders weit, besonders exotisch oder besonders aufregend, nein, einfach mal raus. Doch wird gerade jetzt in (immerhin gelockerten) Corona-Zeiten der Begriff des Reisens natürlich auch ungerecht-fertigter Weise reduziert. Die großartige finnische Autorin Tove Jansson (1914-2001) liefert mit „Reisen mit leichtem Gepäck" ganz viele Facetten dessen, was Reisen auch sein kann. Ein Dutzend Erzählungen berichten etwa von einer angenommenen Brieffreundschaft, von einem Hineindenken in die Welt eines anderen. Oder die Geschichte „Das Ferienkind", in der sich eine Familie bereit erklärt, ein mit den eigenen Kindern fast gleichaltriges Kind in den Ferien aufzunehmen. Niemand ahnt, wie problembelastet diese Entscheidung sein kann. Und dann ist da natürlich die Titel gebende Erzählung „Reisen mit leichtem Gepäck" in der ein Mann einen wirklichen Aufbruch wagt, abschließen will mit der Vergangenheit, der sich einschifft, um im wahrsten Sinne des Wortes neuen Ufern zuzustreben.
Tove Jansson gehört zu jenen Autorinnen, die zunächst vor allem im Bereich des Kinder- und Jugendbuches internationale Anerkennung erlangte. Der Verlag Urachhaus veröffentlichte einige Romane, die neben der inhaltlichen vor allem auch von der sprachlichen Qualität der Autorin Zeugnis ablegen. Ihre präzise, reduzierte Sprache bringt die Dinge auf den Punkt und schafft nachhaltig wirkende Eindrücke wie etwa in der fast surreal wirkenden Erzählung „Fremde Stadt".
Reisen kann so vielfältig sein. Dieser Erzählband besticht mit überraschenden inhaltlichen Ideen. Das ist Reiselektüre der ganz besonders empfehlenswerten Art!
Rainer Scheer
Stand: 26.07.2021
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