"Eisfuchs", von Tanya Tagaq, Kunstmann, 200 Seiten, 20 Euro
"Eisfuchs" ist das Romandebüt der kanadi-schen Songwriterin und Sängerin Tanya Tagaq. Sie wurde 1975 in Cambridge Bay, Nunavut auf Victoria Island geboren, einem der nördlichsten Orte Kanadas. Dieses von Permafrost und rauer Naturschönheit, aber auch von Armut und Trostlosigkeit be-herrschte Gebiet macht Tagaq in ihrem Büchlein zum Handlungsschauplatz einer oft magisch-realistischen, noch öfter jedoch schonungslosen Coming-of-Age-Geschichte. Ihre junge Erzählerin sucht Abenteuer, langweilt sich in der Schule und muss die Gemeinheiten ihrer Altersgenossen ebenso aushalten wie die sexuellen Übergriffe durch Erwachsene. Tagaq schreibt kurz, aber eindringlich: Einen Selbstmordversuch erwähnt sie z. B. in einem einzelnen Satz, die Wirkung ist enorm. Zudem sieht ihre junge Protagonistin monströse Kreaturen aus anderen energetischen Realitäten und interagiert sogar lustvoll mit der Sagenwelt ihrer Ahnen. Zwischen den knappen Kapiteln reißen Gedichte noch tiefere Wunden beim Leser. Ein schmerzlich schönes, gnadenloses Buch – und ganz sicher kein nettes Inuit-Märchen. Die Illustrationen auf dem Cover und im Innenteil stammen übrigens von Jamie Hernandez, der mit seinen Brüdern jahrzehntelang die gefeierte Comic-Serie „Love and Rockets" inszenierte.
Christian Endres
Stand: 15.03.2020
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