„Jeder von uns ist ein Rätsel" von A. J. Steiger, aus dem Englischen von Annette von der Weppen, Carlsen, 398 S., 18 Euro (ab 15 J.)
Sie hat das Asperger-Syndrom. Er hat die Glasknochenkrankheit. – Eine höchst unwahrscheinliche Konstellation? Na klar. Aber allzu gewöhnliche Liebesgeschichten haben unter Marketing-Gesichtspunkten ein Problem: Sie sind schon hunderttausende Mal erzählt worden, weshalb die hunderttausendunderste Version schwerlich aus der Masse hervorstechen wird. Und weil die Gesetze des Buchmarktes nun mal verlangen, dass man hervorsticht, ist die Problemlösung einfach: Je ungewöhnlicher, desto besser!
Generell ist also Misstrauen angebracht, wenn mal wieder Paare zusammenfinden, weil sie ganz offenbar zusammenfinden sollen. Gelegentlich kommen aber doch schöne und gefühlvolle Geschichten dabei heraus, so wie im Falle von Alvie und Stanley in „Jeder von uns ist ein Rätsel". Wobei Alvie als Ich-Erzählerin derjenige Charakter ist, den der Leser besser kennenlernt und dem er sich deshalb näher fühlen dürfte.
Wegen ihrer Krankheit stößt Alvie immer wieder an Grenzen – mit teils lustigen, teils katastrophalen Folgen. Wie Alvie ihren Alltag meistert, ihren Beruf als Tierpflegerin ausübt und bei anderen Menschen wegen ihrer Eigenarten aneckt, wird sehr plastisch und glaubwürdig geschildert. Allein dies, die empathische Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit, hätte das Buch schon getragen. Ob die Liebesgeschichte da wirklich noch als Extraportion Drama obendrauf muss, ist fraglich. Aber unter Marketing-Gesichtspunkten lautet die Antwort: Na klar.
Udo Bartsch
Stand: 13.11.2019
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!