„Letzter Ausweg Tempelhof" von Hilkje Hänel, Goldmann 2019, TB, 352 Seiten, 10,00 Euro.
Tempelhof. Das assoziiert in vielen Köpfen noch Flughafen, diese Freiheit über den Wolken, dem Hier und Jetzt entfliehen können. Doch für jene, die in einem großen Flüchtlingsheim mit Menschen unwürdigen Zuständen im Berliner Bezirk Tempelhof sitzen, stehen die Zeichen mehr auf Endstation. Die Stimmung wird auch nicht besser, als in der Unterkunft zwei Leichen gefunden werden. Ein junges Mädchen und eine Frau. Mutter und Tochter. Die Gerichtsmedizin kann ermitteln, dass die Mutter zunächst ihre Tochter getötet hat und anschließend sich selbst. Doch warum?
Ermittler Lepke ist erst einmal quasi auf sich allein gestellt, denn seine eigentliche Partnerin Alexandra Gode ist beileibe noch nicht wieder diensttauglich, obschon sie das glaubt, als sie sich selbst aus dem Krankenhaus entlässt. Das so ungleiche Duo, das zuerst in „Engel der Erlösung" aufeinander traf, löst in „Letzter Ausweg Tempelhof" seinen zweiten Fall. Und der ist beinhart. Denn die Autorin Hilkje Hänel bohrt in der offenen Wunde einer völlig undurchdachten Flüchtlingspolitik, die die Menschen zunächst irgendwo parkt. Ohne Perspektive. In oftmals unzumutbaren Unterkünften. Eine soziale Bombe. Und dann sind da noch jene, die aus der Not der Flüchtlinge Profit ziehen wollen.
„Letzter Ausweg Tempelhof" ist wendungsreich und spannend. Und irgendwie unglaublich. Aber leider auch vorstellbar. Ihre starken Ego-Charaktere feilt die Autorin weiter aus und so bleiben perspektivische Geheimnisse für weitere Bücher, trotz einiger neuer Puzzlesteine. Eine Reihe, die schon gut begann, findet hier aktuell eine sehr gute Fortsetzung. So kann es weiter gehen!
Rainer Scheer
Stand: 17.06.2019
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