„Thüringentod" von Julia Bruns, Emons, Broschur, 268 S., 11,90 Euro
Für die beiden Ermittler Kohlschuetter (Ossi) und Bernsen (Wessi) ist es bereits der fünfte gemeinsame Fall. Doch hat dieser Tod einer Frau ausgerechnet am „Thüringentag" in Sömmerda eine ganz andere Qualität. Da gibt es nicht nur die Tatsache, dass sich an so einem Landestag natürlich das Land, eben Thüringen, den Bewohnern und Besuchern von seiner besten Seite zeigen und mit vielen Attraktionen aufwarten will, sondern da gibt es auch noch eine Geschichte. Und das ist DDR-Industriegeschichte: In Sömmerda stand der VEB Robotron Büromaschinenwerk „Ernst Thälmann". Was nach außen nach einer veritablen Produktionsstätte für zivile Maschinen klingt, hatte auch einen Produktionszweig, in dem es um Militärtechnik ging. Die Tote hat im VEB Robotron gearbeitet. Als Ingenieurin. Das ergeben recht schnell die Ermittlungen. Mit der Wende ging die Frau in den Westen. Geht es um Spionage? Geht es um Geheimnisverrat? Welche Rolle spielt das Werk und dessen ostdeutsche Industriegeschichte in diesem Fall?
Julia Bruns wählt in „Thüringentod" ihr bislang bestes Thema, eben konkrete Industrievergangenheit. Dass sich die beiden Ermittler noch immer, 30 Jahre nach dem Mauerfall, in dieser Serie gerne die Ost-West-Vorurteile um die Ohren schlagen, das nervt den Leser zwischendurch ebenso wie manche humorig gemeinte Szene. Doch überwiegen in „Thüringentod" klar der Eindruck eines sorgfältig gewählten und recherchierten Themas und der wirklich gut konstruierte Kriminalfall. Die Werbung mit dem Thüringentag, der übrigens am 30. Juni 2019 stattfinden wird, ist dabei geschicktes Marketing. Okay, verzeihlich, denn unter dem Strich ist „Thüringentod" ein starker Ostkrimi. Lesenswert!
Rainer Scheer
Stand: 12.05.2019
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!