„Moses und das Schiff der Toten" von Ortwin Ramadan, Atrium, Broschur, 346 Seiten, 17 Euro
Irgendwo muss ein Krimi ja spielen, sagte Jan Seghers einmal sinngemäß auf die Frage, ob denn seine Marthaler-Reihe ein Regionalkrimi sei. Er mag diese Vokabel nicht, was sein gutes Recht ist. Der Atrium Verlag wirbt hingegen ganz offensiv auf dem Cover mit „Hamburg Krimi", denn „auch in der schönsten Stadt der Welt geschehen hässliche Verbrechen."
Und so kommt eine Leiche im Lohmühlenpark vielleicht auch gar nicht so unerwartet für den farbigen Hauptkommissar Stefan Moses. Doch die Umstände sind schon sehr erstaunlich. Schnell stellt sich heraus, dass die Bank, auf der der Tote gefunden wird, nicht der Tatort ist. Das Opfer ist ertrunken. In Salzwasser. Und als die Leiche untersucht wird, dringen kleine Glasaale aus den Körperöffnungen! Stefan Moses ahnt, dass dieser Fall verzwickt sein wird. Die Ermittlungen kommen anfänglich auch nur schleppend voran, und dass sein Vorgesetzter ihm – für ihn überflüssig! - auch noch eine neue Kollegin zugeteilt hat, deren Ansichten und Methoden so gar nicht mit seiner Auffassung von professionellen Ermittlungen in einer Mordkommission korrespondieren, macht die Lage nicht wirklich besser.
Ortwin Ramadan liefert mit „Moses und das Schiff der Toten" einen zupackenden ersten Hamburg Krimi, in dem die Stadt mehr ist als nur schöne Kulisse. Sie ist Teil einer geschickt angelegten Handlung, überzeugenden Charakteren mit glaubhaften persönlichen Verflechtungen und einem gut ausgearbeiteten Thema. Das ist ein viel versprechender Start in eine neue Reihe, in der sicherlich noch viel zu erwarten ist. Dargeboten von einem Verlag, der im vergangenen Jahr mit „64" von Hideo Yokoyama einen Ausnahmethriller vorgelegt hat.
Rainer Scheer
Stand: 17.03.2019
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