„Ghost. Jede Menge Leben" von Jason Reynolds, dtv, 194 S., 14,95 Euro (ab 13 J.)
Ein guter Autoren-Trick, um mit einer Geschichte gleich vier Bücher zu verkaufen statt nur einem: Mach vier Teile draus. Auf den ersten Blick scheint Jason Reynolds genau diese clevere Idee verfolgt zu haben, auf den zweiten Blick zeigt sich: Es sind eigentlich vier Geschichten, erzählt von unterschiedlichen Protagonisten. Sie alle sind Neulinge im selben Laufteam, kennen einander also und erzählen auch übereinander, trotzdem steht jede Geschichte für sich. Aber eben nicht nur für sich. Es gibt ein verbindendes Ganzes, und das ist der Clou.
Mit „Ghost", dem ersten Teil, zischt die Serie brillant aus den Startlöchern. Es geht um den Siebtklässler Castle, Künstlername „Ghost", der trotz seiner jungen Jahre schon viel mit sich herumschleppt. Sein Vater sitzt im Knast, weil er im Drogenrausch auf Frau und Sohn geschossen hat. Die Mutter bringt die Familie nur mit knapper Not durch, Ghost ist Einzelgänger und Außenseiter. Einer, der sich ständig entzieht und vor seinen Problemen davonläuft. Aber vielleicht macht ihn das so schnell.
Ghost ist ein Naturtalent im Sprint. Unübersehbar. Und so setzt der Lauftrainer alles daran, den Jungen in sein Team zu bekommen. Was viele Verwicklungen nach sich zieht, denn Integrationsfähigkeit gehört nicht zu Ghosts Stärken. Temporeich erzählt, lebt die anrührende Geschichte von der Spannung, ob Ghost die Kurve kriegt oder am Ende doch rausgeworfen wird. Ghosts Herkunft bedingt, dass es zwangsläufig auch um Kinderarmut, Mobbing und das Leben im Ghetto geht. Doch Reynolds stellt dieser Tristesse ermutigende Werte wie Teamgeist und Freundschaft entgegen. Die Leichtigkeit seines Romans beflügelt. Erster Lauf, erster Sieg.
Udo Bartsch
Stand: 13.02.2019
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