„Safe", von Ryan Gattis, Rowohlt Hundert Augen, 415 S., 20 Euro
Bestsellerautor Michael Connelly ist der geistige Vater von Harry Bosch, für den fast zwei Dutzend Roman-Krimis und eine geniale Fernsehserie zu Buche stehen. Auf Deutsch erschien gerade „Die Verlorene" (Knaur, 22,99 Euro), Boschs neuester Fall, in dem er als Privatermittler und Reserve-Cop Milliardenerben und einen Serienvergewaltiger jagt – gewohnt Bosch, gewohnt gut. Wenn ein Könner und Veteran wie Connelly einen Kollegen feiert, dann schaut man sich diesen besser mal an. Obwohl es ohnehin schwierig wäre, Ryan Gattis zu übersehen. „In den Straßen der Wut", das Romandebüt des 1987 geborenen Amerikaners, soll von HBO als TV-Serie adaptiert werden. Auch die Rechte an „Safe", Gattis' neuem, schick aufgemachtem Buch, sind längst weg. Die Verfilmung kann man sich schon jetzt gut vorstellen, obwohl man weiß, dass man den Film hinterher mehr mögen dürfte, als er es eigentlich verdient. Denn genau so ist es mit dem Roman. Gattis erzählt von Ghost, einem krebskranken Tresorknacker, der möglichst viele Gangster-Geldverstecke ausräumen will, um mit der Kohle denen zu helfen, die es brauchen und verdienen. Ihm gegenüber steht Glasses, der als rechte Hand eines mexikanischen Bandenchefs aufhören und seine Familie in Sicherheit bringen will. Als ihre Pläne kollidieren, wird es brenzlig. Ryan Gattis beschreibt das in einem einnehmenden, coolen Ton, wobei die Figurenzeichnung an Don Winslow erinnert. Dabei strotzt der extrem charakter-fokussierte Roman nur so vor Introspektive, während die Story über menschliche Gangster sich an einem Punkrock-Mixtape entlanghangelt, das Ghost von seiner toten Freundin bekommen hat. Allerdings kaschieren die vielen starken Szenen nicht, dass „Safe" schon ziemlich gefühlsduselig ist und an einigen Stellen das Tempo fehlt. Trotzdem folgt man Ghost und Glasses geradezu süchtig bis zum Ende.
Christian Endres
Stand: 13.09.2018
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