„Willkommen in Night Vale", von Joseph Fink & Jeffrey Cranor, Hobbitpresse/Klett-Cotta, 377 S., 19,95 Euro
Manchmal flattern mir Leseexemplare ins Haus, die mich nicht auf Anhieb ansprechen und die ich erstmal nicht beachte. Nachdem Science Fiction überhaupt nicht zu meinen Lieblingsgattungen gehört, hätte ich aber fast das beste Leseerlebnis des Jahres verpasst! Anfangs ließ mich die Geschichte nur perplex den Kopf schütteln und ich kapierte gar nichts, aber ziemlich schnell wurde ich Teil dieser äußerst verschrobenen und magisch sympathischen Night Vale-Welt: man mische Terry Pratchett, Twin Peaks und Akte X mit Big Brother, Fantasy, Comic und Familienroman, Supermodern mit Altmodisch. Denis Scheck (von ARD Druckfrisch) beschreibt das Lesephänomen perfekt: „Randvoll mit den skurrilsten Szenarien, absurdesten Einfällen und schrägsten Typen, die mir je zwischen zwei Buchdeckeln begegnet sind – das ist der Ausnahmeroman "Willkommen in Night Vale"". Dieses Leben dort lässt sich eigentlich nicht logisch und sachlich beschreiben, aber ich gebe mein Bestes: Night Vale ist eine kleine Stadt in der Wüste, irgendwo im Südwesten Amerikas. Es gibt dort ganz normale arbeitende Menschen, aber auch ganz normal Geister, Engel (sie sind illegal und heißen alle Erika), Aliens und einen Radiosender, der alles weiß was gerade passiert (auch die geheimsten Dinge). Eine der Hauptpersonen ist Jackie, die schon seit Jahrzehnten 19 Jahre alt ist und in einem Pfandhaus arbeitet (in dem man Tränen verpfändet?!). Eines Tages kommt ein Fremder und lässt ihr einen Zettel mit der Aufschrift „King City" da. Der Mann ist plötzlich wieder weg und Jackie kann den Zettel nicht loswerden, er kommt immer wieder. Sie verliert ihre Erinnerung, aber trotzdem macht sie sich auf die Suche nach ihm und dieser Stadt, kommt aber nie dort an. Diane ist alleinerziehende Mutter eines Sohnes in der Pubertät, der Gestaltwandler ist (so richtig mit Tentakeln, erfahrene Science-Fiction-Leser kennen das). Sie vermisst ihren Kollegen Evan, der von einem Tag auf den nächsten nicht mehr da ist. Diane macht sich ebenfalls auf die Suche. Diese ewige Sucherei führt beide Frauen zusammen und sie versuchen in diese mysteriöse Stadt King City zu gelangen. Es folgt ein extrem spannender Roadmovie, der nach Verfilmung schreit. Gut, dass gerade ein zweiter Band des Autorenduos erschienen ist: „Der lächelnde Gott". Damit werde ich mich weiterhin in Night Vale aufhalten, wenn ich mich nicht vorher in den herrlichen Podcasts (www.welcometonightvale.com) über diese irre Stadt verloren habe.
Chriso
Stand: 10.09.2018
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!