„Fuck you very much", von Aidan Truhen, Suhrkamp, 350 S., 14,95 Euro
Krimi-Experte Thomas Wörtche hat als Herausgeber wieder mal zwei interessante Romane bei Suhrkamp am Start. „Shootout" von Dietrich Kalteis, der in Köln geboren wurde und seit seiner Kindheit in Kanada lebt. Kalteis mischt Ahorn mit Hanf, während Grasdealer, Killer und Cops kollidieren. Nicht immer ganz griffig, aber immer okay. Ein anderes Kaliber, das Wörtchen auf die Leser richtet, ist „Fuck you very much" von Aidan Truhen. Jack Price präsentiert sich darin als Koksdealer der neuesten Generation. Sein Geschäft läuft blitzsauber über das Darknet. Verschlüsselte Kommunikation, eisgekühlte Server auf Island, das Geld mit digitalem Zauberwerk versteckt. Verteilt wird der Blasse Peruanische Hengst über freiberufliche Einmallieferanten aus der App. Für Price läuft es gut, und er ist weit davon entfernt, sich die Hände schmutzig zu machen. Schöne neue Welt, aber wirklich. Bis er eines Tages die Seven Demons auf den Hals gehetzt kriegt: die besten, gefürchtetsten Söldner und Killer, die es gibt. Fuck you very much dafür. Im gnadenlosen Duell mit den Spezialisten für Auftragsmord und Folter blüht der gewiefte Dealer allerdings erst so richtig auf und entfesselt den Soziopathen in sich, der mit Cleverness und Technologie kämpft. „Fuck you very much" ist ein zynischer, moderner Krimi mit schmissigem Sound und übersprudelndem Ich-Erzähler, der irgendwo zwischen Don Winslow, Quentin Tarantino, Ken Bruen und Cory Doctorow aufschlägt. Die Grenze von richtig cool zu völlig überzeichnet wird dabei irgendwann zwangsläufig überschritten. Doch das maue Ende interessiert bei so viel Coolness eh nicht. Aidan Truhen ist übrigens ein Pseudonym, und natürlich rätselt man beim Lesen, wer sich hinter dem Decknamen verbirgt. Mal sehen, wie lange das Geheimnis trotz Internet hält. Wenn Truhen sich so auskennt und so überlegt vorgeht wie Price, ziemlich lange.
Christian Endres
Stand: 12.06.2018
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!