„Ehrensache", von Michael Connelly, Droemer, 411 S., 22,99 Euro
Hieronymus „Harry" Bosch, der 1992 von US-Bestsellerautor Michael Connelly erschaffen wurde, zählt zu den großen Cop-Figuren der Kriminalliteratur. Die aktuelle TV-Adaption ist nicht nur dank Hauptdarsteller Titus Welliver eine der besten Krimiserien, die man auf Amazon Prime oder sonst wo finden kann. Bei Droemer erschien mit „Ehrensache" just das 20. Buch der Reihe, und dieser Roman präsentiert im wahrsten Sinne einen neuen Bosch. Denn für den erfahrenen Detective aus L.A., der obsessiv um Gerechtigkeit kämpft und einen Hang zum Grenzgängertum zeigt, scheinen neue Zeiten anzubrechen. Nach einem halben Leben im Polizeidienst hat man ihm die Marke abgenommen. Sein Halbbruder, der Anwalt Mickey Haller, den Matthew McConaughey im Film „Der Mandant" übrigens ebenfalls hervorragend spielte, kämpft um Boschs Pension – und der Bulle aus Berufung versauert mit zu viel Freizeit. Er denkt sogar ernsthaft darüber nach, Hallers Angebot anzunehmen und in einem eigentlich wasserdichten Mordfall als Ermittler für die Strafverteidigung zu agieren. Da Bosch damit seine Berufsehre verraten und bei seinen alten Kollegen für immer durchfallen würde, beschäftigt er sich erst einmal intensiv mit den Akten. Michael Connelly nutzt Boschs zaudernde Annäherung an den brutalen Fall sowie an eine mögliche Karriere als Privatdetektiv für einen ruhigen, realistischen und äußerst gelungenen Polizei- und Justiz-Krimi. Man merkt, dass Connelly und sein Protagonist über viel Erfahrung verfügen. Trotz aller Routine dämmert für den grauhaarigen Jazzliebhaber, Vietnamveteran und Vater eine neue Ära. Wer noch nie einen Bosch-Roman gelesen hat, kann genauso gut mit diesem einsteigen. Und wer die TV-Adaption schätzt, wird geplättet zur Kenntnis nehmen, dass „Ehrensache" und die Fernsehserie gleichgeschaltet sind, was Ton und Qualität angeht. Richtig gut.
Christian Endres
Stand: 12.02.2018
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