Buch
 

Geheime Akten aufgetaucht

Raimon Weber, Die geheimen Akten des Sir Arthur Conan Coyle

"Die geheimen Akten des Sir Arthur Conan Doyle", von Raimon Weber, Headroom/SPV 2016, Hardcover, 320 Seiten, 14,99 Euro

Diesen „Sir" kennt jeder, schuf er doch den Meisterdetektiv schlechthin: Sir Arthur Conan Doyle. Doch der am 22. Mai 1859 in Edinburgh geborene Schotte hatte zu seinem brillanten Sherlock Holmes zeitlebens ein zwiespältiges Verhältnis, was sich radikal darin manifestierte, ihn in der Schweiz am Reichenbachfall sterben zu lassen. Wie wir wissen, war es (zum Glück) nur ein Abschied auf Zeit... Doyle wollte immer wieder seinen Ruf als Literat mit anderen Arbeiten untermauern, eine Absicht, die sich schon früh manifestierte, lohnenswert dabei übrigens das großartige Tagebuch einer arktischen Reise, erschienen bei Mare unter dem Titel „Heute dreimal ins Polarmeer gefallen", das Protokoll seiner Reise als Schiffarzt auf einem Walfänger als 20jähriger.
Dass jeder Autor seine möglicher Weise auch geheimen Facetten besitzt, das hat auch Autoren wie Mark Frost, David Pirie oder eben Raimon Weber dazu inspiriert, eben nicht weitere Geschichten mit einem fiktiven Meisterdetektiv zu erzählen, sondern den Autor höchst selbst als Protagonisten inmitten dramatischer Ereignisse zu stellen. Dabei reizt auch das Überschreiten von Grenzen, Grenzen des Fassbaren, Grenzen des Unerklärlichen. Und so entstanden „Die geheimen Akten des Sir Arthur Conan Doyle".
Raimon Weber ist ein Könner der Reduktion. Seine Geschichten sind prägnant, sein Stil präzise und sein Spiel mit bekannten Versatzstücken gekonnt. So genügen stets wenige Absätze in diesen zehn geheimen Akten, um dem Leser binnen kürzester Zeit zu vermitteln, zu welchem Ort die Reise geht, egal ob dieser nun im schottischen Hochland oder in die Eiswüste der Arktis, im heißen Afrika oder in Russland liegt. Arthur Conan Doyle besitzt wichtige Eigenschaften seiner fiktiven Figuren: er will scheinbar Unlösbares auflösen, will Antworten und versucht plausible Lösungen zu finden. Doch die Konfrontation etwa auch mit den Großen Alten, (eine wunderbare Reminiszenz an H.P. Lovecraft) zeigt auch ihm seine Grenzen auf. Dass er wie sein fiktiver Berichterstatter Watson gleichfalls Arzt ist und hier ähnlich wie dieser nun von seinen eigenen Fällen berichtet, trägt viel zu einer (natürlich nur gedachten aber gut gemachten) Authentizität bei.
Doyle als Ermittler oder Spurensucher, das ist überaus abwechslungsreich und kurzweilig und auf angenehme Weise überraschend, vorausgesetzt, der Leser ist dem Mystery-Genre nicht völlig abgeneigt gegenüber. Diese geheimen Akten sind ein intelligentes Spiel mit Erwartungen, und auch wenn die Qualität dieser zehn Akten durchaus ihre kleinen Schwankungen hat, so ist der Leser aber immer sofort hineingezogen. Und das sollte sich jeder einmal gefallen lassen.

Rainer Scheer

Stand: 12.07.2017

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