Toni und Helene

Kinostart: 5.12.; Regie: Sebine Hiebler, Gerhard Ertl; Besetzung: Christine Oster-mayer, Margarethe Tiesel

Eine Seniorenresidenz in Wien. Dort treffen zwei Frauen aufeinander, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Hier die distinguierte, recht penible Helene (die bei uns weniger bekannte Christine Os-termayer), eine ehemals gefeierte Theaterschauspielerin über 80 im Ruhestand. Dort die jüngere Toni (Margarethe Tiesel, „Paradies Liebe"), aus einfachen Verhältnissen stammend und ganz und gar nicht etepetete. Die eine ist todkrank und sieht ihrem Lebensende entgegen, die andere vermeintlich quietschfidel und alles andere als scheu, wenn es darum geht, andere Menschen kennenzulernen Und so rückt Toni der Berühmtheit Helene auf die Pelle.
Die wehrt sich zuerst mit Kräften, sieht dann aber die Vorteile: Toni könnte Helene in deren schicken Jaguar nach Zürich bringen, weil Helene dort Sterbehilfe in Anspruch nehmen möchte. Toni willigt ein, auf ein Abenteuer hoffend. Und das werden die beiden erleben, nicht nur wegen diverser Vorkommnisse auf der Reise, sondern auch, weil Helenes Neffe (Manuel Rubey), ein schmieriger Politiker, der sich nicht um seine Tante sorgt, sondern um Wählerstimmen bangt, unter allen Umständen verhindern will, dass Helene ihren Sterbeplan auch umsetzt. Mit viele Empathie für die Heldinnen schlägt das österreichische Regiepaar Sabine Hiebler und Gerhard Ertl – von ihnen stammt das sehenswerte, bei uns leider nur auf Festivals gelaufenen Biopic „Sargnagel – der Film über Stefanie Sarg-nagel" – ein den Protagonistinnen entsprechendes gemütliches Erzähltempo an. Und so entwickelt sich ein bittersüßes Roadmovie über das Leben und das Sterben, über Wünsche auch im Alter – und über eine ungewöhnliche Freundschaft. Dabei gehen Christine Ostermayer und Margarethe Tiesel voll in ihren sorgfältig formulierten Figuren auf. Genau der richtige Film für die treue Kinogänger-Generation 60+.

Martin Schwarz