Kinostart: 5.12.; Regie: Kazuhiro Soda
Für die einen ist es das Messer ohne Klinge, dem der Griff fehlt. Für die anderen ist es ein meditatives Leinwand-Erlebnis der entschleunigten Art. Bei Japans eigenwilligem Doku-Filmer Kazuhiro Soda gilt stets der Weg als Ziel. Das Prinzip Hoffnung bestimmt die Dreharbeiten, die Hoffnung auf etwas Interessantes zu stoßen. Einen Plan oder ein Konzept gibt es nicht. Irgendwie, irgendwo, irgendwann wird sich schon ein bisschen etwas finden. Katzen als Objekt der dokumentarischen Begierde erweisen sich da als cleverer Schachzug. Die putzigen Pelztiere sind bewährte Sympathieträger. Am Shintō-Schrein Gokogu hat es sich eine kleine Katzen-Kolonie bequem gemacht. Von den Menschen werden sie umsorgt. Manche Einheimische erweisen sich derweil als kleine Katzenhasser wegen deren Hinterlassenschaften. Streunend wie die pelzigen Vierbeiner verhält sich Regisseur Kazuhiro Soda bei seiner Doku. Neben dem Blick mit der Kamera auf die niedlichen Tiere, schweift er immer wieder ab, um mit zufällig Anwesenden zu plaudern. Die erzählen ganz zutraulich von Kindheitserlebnissen, vom Krieg oder von den Freuden des Angelns. Alles ziemlich banal? Auf den ersten Blick allemal. Doch je länger man zuschaut, desto mehr kleine Welten öffnen sich ganz nebenbei. Ein Jahr lang, von Kirschblüte zu Kirschblüte, ist die unaufdringliche Kamera zu Gast in dem beschaulichen Badeort. Sie hakt das Publikum unter bei diesem eindrucksvollen Entschleunigungs-Trip. Selbst wenn in der Ferne ein Taifun vorüberzieht, bleibt das Leben hier ein ruhiger Fluss der Bescheidenheit - und ziemlichen Zufriedenheit. Fast wie Actionszenen wirkt dann, wenn ein gebrechlicher Greis ganz selbstverständlich die steilen Stufen abwärts schreitet. Die anrührenden Geschichten dieser flauschigen Doku könnten sogar Katzen(video)hasser in ihren Bann ziehen.
Dieter Oßwald
Stand: 25.11.2024
Bevor der graue Alltag euch wieder einfängt, holt euch noch ne wilde Runde Gankino Circus. Am 16.1. im Dehnberger Hof Theater in Lauf - we love it!