A Great Place to Call Home

Kinostart: 1.2.; Regie: Marc Turtletaub;
Besetzung: Sir Ben Kingsley, Harriet Sansom Harris, Jane Curtin, Jade Quon u.a.

Ben Kingsley mit Wischmop-Frisur. Das ist gewöhnungsbedürftig, verleiht seinem kantigen Gesicht aber etwas Weiches. Und seine Figur hat auch wenig Hartes. Der 78-jährige Milton verbringt seinen Alltag in einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Penn-sylvania mit der Pflege seines Gartens und regelmäßiger Teilnahme an Gemeinderat-sitzungen, wo er die immer gleichen An-träge stellt: für einen Zebrastreifen und einer Änderung des Stadtslogans „A Great Place to Call Home" – sein Argument: Der könne auch so verstanden werden, dass man von hier aus gut zuhause anrufen kann.
Eines Nachts kracht ein kleines UFO in seinen Garten. Einfach so. Ein Anruf bei der Polizei nutzt nichts, die halten den Alten für gaga. Und Miltons Tochter will davon auch nichts wissen. Also kümmert sich Milton selbst um den schweigsamen grauhäutigen Alien mit den ausdrucks-starken Augen, der so gerne Äpfel isst. Unterstützung bekommt er von zwei freundlichen Rentnerinnen: die friedvolle Sandy (Harriet Harris) und die aufgedreh-te Joyce (Jane Curtin), Sandy gibt dem Wesen den Namen Jules (Joyce ist eher für „Gary"), und die drei beschließen, ihren neuen Freund geheim zu halten, denn man weiß ja aus Filmen, was die Regierung mit Außerirdischen Übles anstellt. Und wirklich: Eine geheime Regierungsorganisation hat schon Lunte gerochen ...
Als Produzent war Marc Turtletaub für so wunderbare Filme wie „Little Miss Sunsi-ne", „Our Idiot Brother" oder „Louder Than Bombs" verantwortlich, unterhalt-same Filme, die immer auch Fragen an das Leben stellen. So auch hier in seinem dritten Langfilm als Regisseur. Den neben der Frage, wie man am besten mit seinem Lebensabend und dem Altern umgeht, ist „Jules" (der schwächere Originaltitel) eine liebe- und humorvolle Verbeugung vor Toleranz, Freundschaft und Nächstenlie-be. Wobei der kurzweilige kleine Film viel Witz aus dem Umstand gewinnt, wie unverkrampft die drei Alten mit dem Außerirdischen umgehen, das entspannte Erzähltempo passt da sehr gut. Und die Rolle des Milton ist endlich wieder mal eine schöne Rolle für den mittlerweile 80-jährigen Oscarpreisträger Ben Kingsley.

Martin Schwarz