Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas

Kinostart: 5.10.; Regie: Franz Xaver und Jonas Gernstl

Sein Name: Franz Xaver Gernstl, Produzent und Dokumentarfilmer, Jahrgang 1951 – und weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt als Interviewer für seine filmischen Erkundungen in der Doku-Serie „Gernstl unterwegs". Angefangen hat alles 1983, als Gernstl begann, mit Tonmann Stefan Ravasz und Kameramann HP Fischer durch Bayern und Deutschland zu ziehen, um Geschichten zu finden. Geschichten von einfachen oder mal nicht so einfachen Menschen, die etwas erlebt, etwas zu erzählen haben. Dabei erwies sich Gernstls als feinfühliger Interviewer, der keine dämlichen Fragen stellt, einfach auch mal die Klappe hält und so die Menschen zum Erzählen animiert.
Bereits 2005 gönnte man sich mit „Gernstls Reisen: Auf der Suche nach dem Glück" einen ersten rückblickenden Kinofilm, so wie jetzt wieder zum 40-jährigen Jubiläum der Dokuserie „Gernstl unterwegs". Mit alten Aufnahmen im 4:3-Format blickt Gernstl zurück auf besondere Begegnungen mit Menschen, die er dann viele Jahre später noch einmal getroffen hat, etwa der kleine neugierige Junge, der sich zwei Jahrzehnte später zu einem eher zurückhaltenden Erwachsenen entwickelt hat. Oder der Vater mit seinem Sohn mit Down Syndrom, die auch viele Jahre nach der ersten Begegnung mit den Männern vom Film immer noch ein Herz und eine Seele sind.
Schön auch, dass hier nun endlich auch die beiden sonst im Hintergrund agierenden Fischer und Ravasz ausführlich zu Wort kommen und über Motivationen und Erfahrungen sinnieren. Wobei klar wird, dass es den drei Filmleuten immer besonders auf Geschichten von jenen Menschen ankam, die sich aus einer misslichen Lage befreien konnten.
Man lernt, und das seit 40 Jahren: Das Leben ist schön, aber eben kein Ponyhof. Franz Xaver Gernstl und seine beiden Wegbegleiter und Freunde, sie lieben die Menschen. Sonst wäre so eine Unternehmung über eine so lange Zeit gar nicht möglich. Als Koregisseur fungierte hier übrigens Gernstls Sohn Jonas. Martin Schwarz