Die Nachbarn von Oben

Kinostart: 1.6.; Regie: Sabine Boss;
Besetzung: Ursina Lardi, Roeland Wiesnekker, Sarah Spale, Maximilian Simonischek

Was Sie schon immer über Sex der Nachbarn wissen wollten, heißt das Motto dieser schweizerischen Kammerspiel-Komödie. Sex und die Schweiz? Wer hat's erfunden? Die Spanier natürlich, die Eidgenossen haben den Stoff nur adaptiert. Erzählt wird vom Lehrer Thomas und seine Frau Anna. Beide sind genervt vom Lärm, den die neuen Nachbarn beim Liebesspiel verursachen. Da wackeln die Bilder an den Wänden und die Nerven liegen blank. Zumal im eigenen Ehebett Flaute herrscht. Um den Hausfrieden zu sichern, lädt Anna das Pärchen von nebenan kurzerhand zum Diner ein. Mit Nettigkeiten, Champagner und Smalltalk beginnt das Treffen. „Wir lieben kontroverse Themen", scherzt Gast Salvi zum Auftakt. Sein Frau Lisa entkräftet kleinere Missverständnisse gern spontan mit psychologischem Wissen, schließlich hat sie schon erfolgreiche Ratgeber über Konflikte geschrieben. Bei Knabbereien am Esstisch geben sich die Nachbarn reumütig und entschuldigen sich für den Lärm ihrer Liebesspiele. Der Grund dafür wäre gelegentlicher Gruppensex, was die Gastgeber verdutzt zur Zigarette greifen lässt. „Nicht jedes Paar ist dafür geeignet", weiß die Psychologin. „Wir sind da extrem offen", gibt sich der Lehrer cool und macht verlegen die nächste Flasche auf. Bald kommen kleine pikante Geheimnisse auf den Tisch, die Masken fallen, die Lage eskaliert. Und plötzlich steht ein ziemlich unmoralisches Angebot im Raum. Reichlich überraschende Wendungen sorgen für temporeiche Spannung in dem kleinen Kammerspiel. Pointierte Dialoge samt gelungener Situationskomik lassen das Vergnügen angenehm unangestrengt geraten. Die vier Figuren erweisen sich als facettenreich, das Schauspiel-Quartett hat sichtlich Spaß am Kampf der Geschlech-ter. In seiner Heimat avancierte die Komödie nicht umsonst zum Publikumsliebling und Kassenknüller.

Dieter Oßwald