Wann kommst du meine Wunden küssen

Kinostart: 2.2.; Regie: Hanna Doose;
Besetzung: Bibiana Beglau, Alexander Fehling, Gina Henkel, Katarina Schröter u.a.

Zwar hat die 1976 geborene Hanna Doose erst einen abendfüllenden Spielfilm vorzuweisen, den mehrfach preisgekrönten „Staub auf unseren Herzen" von 2008. Dennoch ist die vielseitig als Regisseurin und Dozentin aktive Frau erfahren genug, um virtuos mit dem schwierigen Genre des improvisierten Dramas zu arbeiten. Dabei sollen die Schauspieler immer auch eigene Erfahrungen in Dialog und Spiel einbringen. Und so etwas klappt nur mit einem außerordentlichen Ensemble wie in „Wann kommst du meine Wunden küssen".
Da ist zuallererst Bibiana Beglau. Sie spielt Maria, eine wenig erfolgreiche Regisseurin jenseits der 40. Sie kehrt aus Berlin zurück auf jenen abgelegenen Bauernhof im Schwarzwald, auf dem sie mit ihrer Schwester Kathi (Katarina Schröter) aufgewachsen ist. Kathi lebt hier, zusammen mit der früheren Schauspielerin Laura (Gina Henkel) und dem DJ Jan (Alexander Fehling). Allmählich wird klar, dass alle vier eine gemeinsame Vergangenheit verbindet, mit künstlerischen und anderen Exzessen in der Großstadt. Und mit vielen noch nicht ausgeräumten Konflikten. Denn Jan war einst mit Maria liiert, hat sie aber wegen Laura verlassen. Doch damit nicht genug ist Kathi an Krebs erkrankt, weigert sich aber, sich unter die Fittiche der Schulmedizin zu begeben. Laura fühlt sich in ihrer Beziehung zu Jan nicht anerkannt und hat eine Affäre mit dem benachbarten Hotelbetreiber Michi (Godehard Giese).
Genug Zündstoff also, und Hanna Doose breitet mit den großartigen Darstellern und Darstellerinnen das Innenleben der Figuren schonungslos vor uns aus. Und trotz aller Streitereien in der kraftvollen Szenerie wird klar, dass die hadernden Figuren zuerst einmal mit sich selbst ins Reine kommen müssen, mit dem eigenen Lebensentwurf und den Emotionen. Und dass alle dennoch starke, auch positive Gefühle miteinander verbindet. Getragen wird der Film auch von prächtigen Bildern und einem pulsierenden Soundtrack des Elektro-Musikers Kanding Ray.

Martin Schwarz