Filmstart: 1.12.; Regie: Phyllis Nagy,
Besetzung: Elizabeth Banks, Sigourney Weaver, Corey Michael Smith, Chris Messi-na u.a.
Chicago im Jahr 1968. Joy Griffin (Elizabeth Banks) ist eine typische Ehefrau aus der Mittelschicht mit Föhnfrisur und wohl situiertem Auftreten. Ihr Mann Will (Chris Messina) ist ein erfolgreicher Anwalt, beide haben eine pubertierende Tochter. Joy ist erneut schwanger, doch es stellen sich Komplikationen ein: Der Arzt diagnostiziert, dass Joy durch die Schwangerschaft sterben könnte. Was die zuständige, durchweg männlich besetzte Kommission nicht davon abhält, der verzweifelten Frau eine legale Abtreibung zu verweigern.
Über einen Zettel an einem Laternenmast nimmt Joy Kontakt zu einer Gruppe auf, die sich „Jane" nennt, obwohl sich unter den Frauen, die sie trifft, niemand dieses Namens befindet. Für 600 Dollar wird durch den jungen Mediziner Dean (Corey Michael Smith) eine Abtreibung bei Joy durchgeführt. Fortan fühlt sie sich zu den „Janes" und ihrer resoluten Chefin Virginia (Sigourney Weaver) hingezogen und hilft mit. Natürlich geheim, für den Ehemann und die Tochter ist Joy regelmäßig beim Malkurs. Schließlich entscheidet sie sich, selbst Abtreibungen durchzuführen ...
Ein Film wie ein Paukenschlag! Und das Traurige: Er ist so aktuell wie nie, hat doch der US-amerikanische Supreme Court das Recht auf Abtreibung jüngst stark eingeschränkt. Von der ersten Minute an fiebert man mit der oscarreif aufspielenden Elizabeth Banks, wie sie sich als Joy unfreiwillig in die Illegalität begibt und schließlich einen Prozess der Emanzipation durchläuft, der nicht nur das Recht aller Frauen über ihren Körper beinhaltet, sondern die Stellung der Frau in der Gesellschaft an sich. Dabei kommt Regisseurin Phyllis Nagy – sie schrieb 2015 das Drehbuch zu Todd Haynes' großartigem Drama „Carol" – ganz ohne den moralischen Zeigefinger oder den argumentativen Dampfhammer aus. Sie erzählt sensibel und mitunter ungewöhnlich bedächtig von Frauen, die unfreiwillig schwanger geworden sind und sich durch diesen Umstand nicht ihr Leben versauen wollen. Die „Janes" hat es übrigens wirklich gegeben, sie zogen von 1968 bis zur Legalisierung von Abtreibungen in den USA 1973 rund 12.000 illegale Schwangerschaftsabbrüche durch.
Martin Schwarz
Stand: 22.11.2022
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