Film
 

In einem Land, das es nicht mehr gibt

In einem Land, das es nicht mehr gibt - Sabin Tambrea, Marlene Burow

Kinostart: 6.10.; Regie: Aelrun Goette
Besetzung: Marlene Burow, Sabin Tambrea, David Schütter, Claudia Michelsen, Jördis Triebel u.a.

Banal aber wahr: Es ist immer gut, wenn Filmemacher von Dingen erzählen, von denen sie wirklich etwas verstehen. Aelrun Goette, geboren 1966 in Ost-Berlin, hat in den Nullerjahren mit anspruchsvollen Filmen wie „Die Kinder sind tot" oder „Unter dem Eis" auf sich aufmerksam gemacht und nun mit „In einem Land, das es nicht mehr gibt" Teile ihrer eigenen Geschichte verfilmt.
Ostberlin 1989. Suzie (Marlene Burow) ist 18 und heißt so, weil ihre verstorbene Mutter ein großer Suzie-Quatro-Fan war. Eigentlich will sie demnächst ihr Abitur machen, wird dann aber bei einer Polizeikontrolle mit einer Ausgabe von George Orwells „1984" erwischt. Sie fliegt von der Schule und muss in einer Fabrik schuften. Im Kabelwerk lernt sie zwar die herzliche Brigadeleiterin Gisela (Jördis Triebel) kennen, doch sie weiß: Hier wird sie nicht versauern. Eines Tages macht zufällig der Fotograf Coyote (David Schütter) eine Aufnahme von ihr, die in der Modezeitschrift „Sibylle" landet. Gegen den Widerstand ihres Vaters Klaus (Peter Schneider) und trotz der neidischen Kommentare ihrer kleinen Schwester Kerstin (Zoé Höche) lässt sich Suzie auf diese neue, unbekannte Welt ein und taucht ein in die Modeszene der DDR. Sie lernt die Vorzüge und die Schattenseiten kennen: Der extravagante Rudi (Sabin Tambrea) wird ebenso ein treuer Freund wie Coyote, das Model Uta (Sira Topic) startet einen Zickenkrieg, die toughe Chefredakteurin Elsa (Claudia Michelsen) nimmt kein Blatt vor den Mund. Und immer präsent: die Stasi, der das Treiben dieser schrillen Szene ein Dorn im Auge ist.
Trotz des verunglückten Allerweltstitels spürt man von der ersten Minute an, dass Autorin und Regisseurin Aelrun Goette genau weiß, wovon sie erzählt, sie hat Ende 1989 selbst als Model gejobbt. Die DDR-Szenerie ist stimmig, die Geschichte glaubwürdig, die Besetzung bis in die Nebenrollen exzellent. Und Marlene Burow, Jahrgang 2000, kann in ihrer ersten Hauptrolle als Suzie neben ihnen bestehen. „Es gab in der Diktatur nicht nur Täter, Opfer und Zeitzeugen, sondern auch Menschen, die stark, kraftvoll und wild waren, die von Freiheit geträumt und sie sich genommen haben", sagt Aelrun Goette. Und davon erzählt sie in ihrem kraftvollen Film: von Menschen, die sich durch subversive Aktionen ein Stück Freiheit in einem autoritären Staat erkämpfen. Und die bereit sind, dafür auch Opfer zu bringen.

Martin Schwarz

Stand: 27.09.2022

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