Film
 

Der Rudi Birkenberger ist eine hochtragische Figur

Simon Schwarz

Simon Schwarz zum achten Eberhofer-Krimi „Guglhupfgeschwader"

Was wäre Dorfpolizist Franz Eberhofer ohne seinen Ex-Kollegen Rudi Birkenberger? Auch in der achten Verfilmung der Rita Falk-Kultkrimis spielt Simon Schwarz, 51, den Partner von Sebastian Bezzel. Der Durchbruch gelang dem Wiener 1998 mit dem Drama „Die Siebtelbauern". Es folgten Filme wie „Schwere Jungs" und „Räuber Kneissl" von Marcus H. Rosenmüller. Mit Josef Hader stand er in den Krimis „Silentium" und „Der Knochenmann" vor der Kamera. Einen verzweifelten Vater spielte Simon Schwarz im Kurzfilm „Alles wird gut", der für den Oscar nominiert war. Zu seinen TV-Serien zählen „Der Tatortreiniger", „Vorstadtweiber" sowie „Die Eifelpraxis". Zuletzt war Simon Schwarz im Fernsehfilm „Die Wannseekonferenz" zu erleben. Mit dem Schauspieler unterhielt sich unser Mitarbeiter Dieter Oßwald.

Doppelpunkt: Herr Schwarz, der Kreisverkehr genießt Kultstatus in den Eberhofer-Krimis. Wissen Sie, wie man da blinken sollte: Bei Einfahren, beim Ausfahren oder beides?
Schwarz: Beim Einfahren darf man nicht blinken, weil man nur in eine Richtung fahren darf. Und beim Ausfahren muss man dann blinken.
Doppelpunkt: Richtig. Ihr Partner Sebastian Bezzel alias Franz Eberhofer hat das nicht gewusst. Würden Sie bisweilen gerne einmal dessen Rolle spielen?
Schwarz: Nein! Darüber mache ich mir auch gar keine Gedanken. Ich finde es gut so, wie es ist. Sebastian ist ein großartiger Eberhofer.
Doppelpunkt: Der Krimi ist längst Kult. Wie groß ist der Erwartungsdruck bei jedem neuen Abenteuer?
Schwarz: Erfolg ist kein Selbstläufer. Die größte Angst von uns allen ist immer die, dass es nicht besser, sondern schlechter wird. Es ist schon ein bisschen wie für die Nationalmannschaft zu spielen. Es wird viel erwartet. Am besten soll man auf Platz 1 landen, im Idealfall länger als zwei Wochen. Auf der anderen Seite geht es uns beim Drehen darum, dass wir ein Produkt abliefern, das wir selbst gut finden. Und dass wir jedes Jahr neben dem Wiedererkennen auch etwas Neues zu bieten haben.
Doppelpunkt: Der Rudi bekommt diesmal eine Freundin und zum Happyend einen intimen Moment mit dem Franz am Kreisel. Haben Sie keine Sorge, dass sich der Bayrische Rundfunk da wieder ausblendet wie einst bei „Die Konsequenz" von Wolfgang Petersen?
Schwarz: (Lacht) Ja, das stimmt. Vielleicht könnte man sagen, dass Eberhofer und Birkenberger im deutschen Film echte Vorreiter sind, was ihre Männlichkeit angeht. Vielleicht kommen wir soweit, wer weiß! Jedenfalls wäre für den Birkenberger sein Leben ohne Eberhofer sinnlos.
Doppelpunkt: Was würde Flaschner Ignaz Flötzinger dazu sagen?
Schwarz: Das müsste man ihn selber fragen. So wie ich ihn einschätze, würde er das komplett anders sehen. Der Flötzinger hat seinen eigenen Kosmos und da sind wir nur die Randfiguren.
Doppelpunkt: Die Eberhofer-Titel klingen alle ähnlich. Kommen Sie da nie durcheinander?
Schwarz: Es können sich vermutlich nur die eingefleischten Eberhofer-Fans diese Titel korrekt merken. Mir passiert es häufig, dass Leute mir sagen: Ich hab' dich wieder in so einen Knödel-Film gesehen, wie heißt der nochmal?
Doppelpunkt: Im oscarnominierten Drama „Alles wird gut" spielen Sie einen Vater, der eine Verzweiflungstat unternimmt. In der „Wannseekonferenz" sind Sie ein Nazi, der maßgeblich an der Judenvernichtung beteiligt war. Mit welchen Gefühlen übernimmt man solche Rollen?
Schwarz: Für mich sind solche Figuren nicht unsympathisch oder abwegig. Dieser Unterstaatssekretär in der „Wannseekonferenz" ist ein Mensch, der zu hundert Prozent von dem überzeugt ist, was er tut. Er ist absolut der Meinung, auf der richtigen Seite zu stehen. Und diese Welt in seiner Ideologie zu verbessern. Als Schauspieler ist es nicht zwingend meine Aufgabe, das Böse darin zu sehen. Sondern zu verstehen, weshalb dieser Mensch so denkt, wie er denkt. Ich bin der Anwalt meiner Figuren.
Doppelpunkt: Benötigt der Rudi Birkenberger einen Anwalt?
Schwarz: Die Figur ist lustig. Aber zugleich ist der Rudi Birkenberger eine hochtragische Figur. Rudi ist ein riesengroßer Verlierer. Er hat kein Geld. Er hat keinen Job. Er ist ständig in prekären Arbeitsverhältnissen. Er hat nie Glück in der Liebe. Er rennt einem Traum hinterher, weil er irgendwann für sich entschieden hat, diesen Kompromiss mit der Polizei nicht einzugehen - ganz im Unterschied zum Eberhofer. Dessen schlechten Posten würde er niemals übernehmen. Weil er nie eingesehen hat, etwas Falsches getan zu haben, bleibt er ewig auf dieser Verliererstraße.
Doppelpunkt: Wie geht es weiter mit Franz und Rudi?
Schwarz: Für uns war es immer so, dass wir nach einem fertigen Film nie wussten, ob es danach noch einen nächsten geben wird. Aktuell wissen wir, dass wir im Herbst noch einen drehen werden. Das wird das „Rehragout-Rendezvous" sein, der elfte und bislang letzte Roman von Rita Falk. Was anschließend passiert, werden wir sehen. Auf alle Fälle werde ich mit Sebastian Bezzel noch einige Folgen unserer „Grenzgänger"-Touren für den Bayrischen Rundfunk drehen. Dafür haben wir noch gute Ideen auf Vorrat.

Dieter Oßwald

Stand: 26.07.2022

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