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Shane

Shane

Filmstart: 19.8. Regie: Julien Temple
Darsteller: Shane MacGowan, Johnny Depp, Victoria Mary Clarke. Siobhan MacGowan u.a.

Wenn sich ein Filmemacher mit den musikalischen Subkulturen Großbritanniens auskennt, dann ist das Julien Temple. Schon mit 24 Jahren drehte er 1977 seinen ersten Kurzfilm über die Sex Pistols. Es folgten 1980 „The Great Rock'n'Roll Swindle" und in den Jahren darauf sehr viele Musikclips für die Rolling Stones, Judas Priest, Neil Young oder David Bowie. Sein Meisterstück lieferte Temple 2007 ab, mit dem hinreißenden abendfüllenden Biopic „The Future is Unwritten" über Joe Strummer, den verstorbenen Kopf von The Clash. Nun hat er sich einer anderen Galionsfigur der unartigen Musik zugewandt: Shane McGowan.
August 2012 in der Zitadelle Spandau. Auf der Open-Air-Bühne: The Pogues. Als Frontmann: Shane McGowan. Und was muss man da sehen: Der damals 54-Jährige ist ein körperliches Wrack; immer wieder muss er zwischen seinen Gesangseinlagen auf einem eigens bereitgestellten Stuhl Platz nehmen. Zu diesem Zeitpunkt ist MacGowan schon wieder einige Jahre mit The Pogues auf Tour, jene Band, die ihn 1999 gefeuert hat.
Julien Temples Film verstärkt diesen Eindruck: Einige Jahre später sieht MacGowan – der mit seinen Segelohren und dem dentalen Notstand noch nie ein Schönling war – aufgedunsen aus, ein Mundwinkel hängt leicht herunter. Doch trotz all des Suffs und anderer Drogen darf man bald konstatieren: Der Mann ist noch glasklar im Kopf.
Julien Temples Meisterschaft besteht nun erneut darin, Unmengen an teils erstaunli-chem Footage-Material, Konzertausschnitten, Interviews und Animationen zu einem funkelnden Ganzen montiert zu haben. Wir erfahren, unter welch ärmlichen Verhältnissen MacGowan aufwuchs, bekommen seinen ersten Suff im Alter von vier Jahren vorgeführt, kapieren, dass die ganz tiefe Verwurzelung in der irischen Kultur und Geschichte letztlich zur Gründung von The Pogues geführt hat, die dank der genialen Songs MacGowans den Irish Folk verbunden mit dem Tempo und der Aggressivität des Punk zu neuen Höhen führten. Und immer wieder im Bild und aus dem Off zu sehen und zu hören: Der abgehalfterte Meister selbst, der nach wie vor kein Blatt vor den Mund nimmt, der viel Humor und mit der zwölf Jahre jüngere Journalistin Victoria Mary Clarke eine ihn liebende Frau hat. Vorbild ist der Mann sicherlich keines. Aber ein Original und ein großer Künstler, der hoffentlich 100 Jahre alt wird. Sein zischendes Lachen erinnert an jenes von Ernie in der „Sesamstraße". Als Koproduzent des Films fungiert übrigens Johnny Depp, ein ganz alter Kumpel von Shane MacGowan.

Martin Schwarz

Stand: 27.07.2021

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