Kinostart: 12.8.; Regie: Viggo Mortensen
Darsteller: Viggo Mortensen, Lance Henriksen, Laura Linney, David Cronenberg
Nach drei Oscar-Nominierungen will der „Herr der Ringe"-Star Viggo Mortensen zeigen, dass er mehr im kreativen Köcher hat und wirft als Autor und Regisseur seinen Hut in den Ring. Er spielt den sensiblen, schwulen Sohn, dessen autoritärer Vater seine sexuelle Orientierung nie akzeptierte. Die zunehmende Demenz steigert die Schroffheit des sturen Alten und bringt die Geduld seiner Angehörigen bis an die Grenzen. Die chronischen Beleidigungen lässt nicht nur John sich bis heute gefallen, auch seine Schwester erträgt die Bösartigkeiten mit erstaunlicher Geduld. Selbst vor deren Kindern macht Willis mit seinen Beschimpfungen nicht halt. Schau-spiel-Veteran Lance Henriksen, einst als „Terminator"-Darsteller vorgesehen, gibt den Kotzbrocken mit schier beängstigender Intensität. Was leicht zur Klischeenummer hätte geraten können, fängt der 80-jährige Mime immer wieder mit Brechungen auf: Ein kurzes Blitzen in den Augen macht deutlich, wie dieser extrem unsympathische Polterer im Elend seiner eigenen Unzufriedenheit gefangen sein muss. Kleine Momente mit der Enkelin deuten an, dass tief verschüttet ein bisschen Zärtlichkeit vorhanden sein muss. Umgekehrt gibt Mortensen als sensibler Sohn mit endloser Engelsgeduld das genaue Gegenteil des knallharten Mafiosi aus „Tödliche Versprechen" von David Cronenberg (den Kultregisseur hat er hier zu einem Gastauftritt als Proktologen überredet!). Auf psychologi-sche Erklärungen wird klug verzichtet, das bleibt dem Publikum überlassen. In Zeiten von ansteigendem Hass und Homophobie lässt sich dieses berührende Familiendrama durchaus als Parabel für die Gesellschaft sehen. Die queere Familie mit Kind und Empathie-Potenzial als zukunftsträchtige Perspektive. Rücksichtslose Rechthaber mit chronischem Aggressions-Problem als klares Auslaufmodell. Seinen Regie-Einstand hat der „Herr der Ringe"-Recke und Publikumsliebling mit Bravour bestanden.
Dieter Oßwald
Stand: 27.07.2021
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