Filmstart: 29.7.; Regie: William Nicholson, Darsteller: Anette Bening, Bill Nighy, Josh O'Connor u.a.
Einen Namen hat sich der 72-jährige Brite William Nicholson vor allem als Drehbuchautor gemacht, mit Filmen wie "Shadowlands" (1993), "Gladiator" (2000) und "Les Misérables" (2012). Für sein neuestes Skript hat sich Nicholson zum zweiten Mal nach "Firelight" (2007) für einen Spielfilm auf den Regiestuhl begeben. Und eines zeichnet "Hope Gap", so der nach einer Bucht benannte Originaltitel von "Wer wir sind und wer wir waren", nun vor allem aus: ein exzellentes Drehbuch.
Grace (Annette Bening) und Edward Axton (Bill Nighy) sind seit 29 Jahren verheiratet und wohnen in einem idyllischen Ort an der englischen Küste. Alles scheint seinen gewohnten Gang zu gehen: Edward kümmert sich um seine Wikipedia-Einträge, Grace plant eine Gedichte-Anthologie und mäkelt wie gewohnt an ihrem sehr passiven Mann herum, der wie immer alles stoisch über sich ergehen lässt. Doch als nach längerer Zeit wieder mal der erwachsene Sohn Jamie (Josh O'Connor) den Eltern einen Besuch abstattet, offenbart ihm sein Vater, dass er sich von Grace trennen will. Auch wegen einer Anderen, aber nicht nur.
William Nicholson hat Ähnliches erlebt: Als er noch jung war, trennten sich seine Eltern und er musste den schwierigen Part des Vermittlers einnehmen, der sich auf keine der beiden Seiten schlagen kann oder will. Und genau diese Position nimmt nun Jamie ein, hört sich die Argumentationen der beiden Elternteile an. Denn Grace ist keineswegs bereit, ihren Mann einfach aufzugeben; Kraft schöpft die resolute Frau aus ihrem christlichen Glauben. Sehenswert wird der eigentlich recht unspektakuläre Streifen durch ein Darstellertrio, das die gedrechselten Dialoge Nicholsons mit ihren poetischen Einsprengseln mit Leben erfüllt. So hört man hier einfach gerne zu und beobachtet, wie sich Mutter, Vater und Sohn von einer emotionalen Extremsituation in die nächste katapultie-ren. Sensibles Kino für Erwachsene.
Martin Schwarz
Stand: 16.06.2021
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!