Königin

Filmstart: 9.4.
Regie: May el-Toukhy
Darsteller: Trine Dyrholm, Gustav Lindh, Magnus Krepper u.a.

Trine Dyrholm ist ein echtes Phänomen. Nicht nur, dass die dänische Schauspielerin, Jahrgang 1972, vom großen Drama („Das Fest", 1998) bis zur Komödie („Love Is all You Need", 2012) alles spielen kann, sie spricht auch Deutsch („Who am I – Kein System ist sicher") und kann zudem als ausgebildete Sängerin auftrumpfen („Nico, 1988" von 2017). Nun läuft sie in diesem herben Erotikdrama wieder einmal zur Höchstform auf.
Dyrholm ist Anne, eine selbstbewusste erfolgreiche Rechtsanwältin mit einem an sich perfekten Leben: ein tolles Haus, einen liebevollen Mann, zwei wohlgeratene Töchter. Bewegung kommt in die vermeintliche Idylle, als sich Annes Gatte Hans (Magnus Krepper) entschließt, seinen 16-jährigen Sohn aus erster Ehe Gustav (Gustav Lindh) bei sich aufzunehmen, weil der rebellische Jugendliche kaum zu bändigen ist. Zuerst versucht sich Anne in der Rolle als fürsorgliche Stiefmutter, doch dann kippt die Beziehung zu Peter: Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre, die natürlich unter allen Umständen geheim gehalten werden muss. Doch auch Peter hat seine Bedürfnisse, fühlt sich zunehmend von Anne ausgenutzt. Eine Katastrophe bahnt sich an. Wie weit ist Anne bereit zu gehen?
Sensibel entwirft Regisseurin May el-Toukhy das Porträt einer voll im Leben stehenden Frau jenseits der 40, die es gewohnt ist, die Zügel in der Hand zu halten, auf der Gewinnerseite zu stehen: ein Alpha-Weibchen. Und die sich dennoch auf eine fatale Beziehung einlässt, vielleicht, um Grenzen auszuloten, vielleicht aus Libido-Gründen. Trine Dyrholm spielt diese Frau nach außen hin tough, und lässt doch immer wieder alleine durch ihre Körpersprache durchscheinen, wie es in dieser „Königin" brodelt. Diese Tour de Force brachte Dyrholm bei den Filmfestivals in Zürich und Göteborg den Preis als Beste Schauspielerin ein, zudem war sie für den Europäischen Filmpreis nominiert.

Martin Schwarz