Filmstart: 22.11; Regie: Paweł Pawlikowski
Darsteller: Joanna Kulig, Tomasz Kot, Borys Szyc, Agata Kulesza
Für „Ida" bekam der Pole Paweł Pawlikowski vor drei Jahren den Oscar sowie über 60 (!) weitere Auszeichnungen. Der Preisregen dürfte sich bei seinem jüngsten Meisterwerk wiederholen. Fünfzehn Jahre dauert diese raffiniert erzählte, elliptische Lovestory der Nachkriegszeit. Beginnend in der tristen polnischen Provinz, geht die Reise über Ostberlin ins glamouröse Paris und wieder retour. Eine zauberhafte Liebesgeschichte in Zeiten des versteinerten Stalinismus. Brillant inszeniert. Perfekt gespielt. Der Stoff, aus dem Klassiker gemacht sind. Der Komponist Wiktor und seine Partnerin Irene haben ein Konservatorium für junge Musiker gegründet. Bei einem Vorsingen stolpert Wiktor über die hübsche Zula. Aus der Affäre wird bald die ganz große Liebe. Pawlikowski versteht souverän, mit Wow-Effekten zu verblüffen, ohne je anbiedernd zu wirken. Formal schwelgt er in wunderschönen Bildern in kristallklarem Schwarz-Weiß - die im strengen 4:3 „Academy"-Filmbild eine ganz besondere Wirkung erzielen. Mit Spiegeln oder Schatten entwickelt der Regisseur visuelle Ideen voll verspielter Raffinesse, um deren unangestrengte Leichtigkeit ihn jeder koksnasige Parfüm-Werbefilmer beneiden dürfte. Der formalen Lässigkeit entspricht eine Dramaturgie, die ohne Schnickschnnack auskommt. Elegant setzt die Story auf den Mut zur Lücke: 15 Jahre Liebe in 89 Minuten Laufzeit müssen bewältigt werden. Dem Publikum wird, zugegeben, eine klitzekleine Portion Mitdenken abverlangt. Wofür es jedoch mit einer unwiderstehlichen Einladung zum Mitfühlen belohnt wird. Wie bekommt solch eine furiose Lovestory schließlich die Kurve? Natürlich rigoros. Pawlikowski widmet im Nachspann den Film seinen Eltern, die ihm Vorlage waren - ein letztes Wow.
Dieter Oßwald
Stand: 15.11.2018
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