Filmstart: 6.12.; Regie: Pernille Christensen
Darsteller: Alba August, Trine Dyrholm, Magnus Krepper, Maria Bonnevie
Wie hat die Schöpferin von „Pippi Langstumpf" wohl privat so getickt? Wenig verwunderlich lebt Astrid Ericcson schon als Jugendliche ebenso rebellisch wie jene Figuren, die sie später unter ihrem Namen Lindgren erfinden sollte – und sie zur meistübersetzten Kinderbuchautorin der Welt werden lassen. Die Geschwister haben viel zu lachen bei ihren fantasievollen Geschichten. Auch die Lokalzeitung erkennt das erzählerische Talent ihrer sechzehnjährigen Praktikantin. Redakteur Blomberg ist völlig verknallt in die junge Mitarbeiterin – und sie nicht minder begeistert vom charismatischen Chef. Die große Liebe hat jedoch nur kleine Chancen. Die ungeplante Schwangerschaft von Astrid würde für Skandale sorgen. So bleibt nur eine Chance, die Geburt von Lasse findet im benachbarten Dänemark statt, wo Väter anonym bleiben. Dort findet sich zudem eine liebevolle Pflegemutter. Die Trennung macht der jungen Mutter jedoch schwer zu schaffen. Mit skandinavischer Lässigkeit und Präzision zeichnet Regisseurin Pernille Christensen das Portrait einer jungen, klugen Frau, die souverän gegen Konventionen rebelliert und doch immer wieder von Zweifeln geplagt wird. Im Unterschied zu vielen Biopics bleibt man vom öden Ghandi-Syndrom verschont: Keine verklärte Denkmalpflege mit Heiligenschein. Dafür die lebensnahe Geschichte einer schwierigen Liebe in wenig liberalen Zeiten. Alba August, Tochter von Regisseur Bille August, spielt die Astrid mit eindrucksvoller Glaubwürdigkeit. Übermütiges Kind, verknallter Teenie, trotzige Kämpferin, schuldgeplagte Mutter – all diese Facetten bietet die vierundzwanzigjährige Schauspielerin mit scheinbarer Leichtigkeit sowie psychologischer Präzision. Alle drohenden Kitsch-Gefahren werden gekonnt umgangen. Als Sahnhäubchen erweisen sich jene vorgelesene Kinder-Briefe, die der berühmten Autorin im hohen geschickt werden. Besser hätte man die Schöpferin von „Pippi Langstrumpf" kaum würdigen können.
Dieter Oßwald
Stand: 15.11.2018
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