Die defekte Katze

Filmstart: 4.10.; Regie: Susan Gordanshekan
Darsteller: Pegah Ferydoni, Hadi Khanjanpour, Henrike v. Kuick, Constantin v. Jascheroff u.a.

Arrangierte Ehen: bei uns eine absolute Horrorvorstellung, aber in anderen Kulturkreisen weit verbreitet. Kian (Hadi Khanjanpour) stammt aus dem Iran, ist aber in Deutschland aufgewachsen und arbeitet als aufstrebender Arzt in der Anästhesie. Doch nach einigen gescheiterten Blind Dates lässt er sich schließlich darauf ein, über eine Partneragentur Mina (Pegah Ferydoni) zu heiraten, die aus Isfahan nach Deutschland übersiedelt. Susan Gordanshekan, Autorin und Regisseurin dieses sensiblen Dramas, ist als Tochter iranischer Eltern in Deutschland geboren, kennt also beide Kulturen sehr genau. Das Erstaunliche an ihrem Langfilmdebüt: Wie sie gekonnt jegliche Klischees umschifft. In „Die defekte Katze" lässt sie zwei starke Persönlichkeiten in eine Ehe eintreten, bei der das Kennenlernen erst nach dem Ja-Wort von statten geht. Weder ist Kian ein Patriarch, noch ist die Ingenieurin Mina eine sich wegduckende Frau, und beide sind ernsthaft bemüht, eine funktionierende Ehe entstehen zu lassen. Und das ist durchaus spannend zu beobachten, obwohl die leise Inszenierung Gordanshekan nicht auf eskalierende Konflikte zusteuert, sondern mit interessiertem Blick beobachtet, wie Mina versucht, sich in der fremden Kultur zurecht zu finden – etwa, indem sie regelmäßig das örtliche Hallenbad besucht – und Kian trotz des stressigen Jobs ein guter Ehemann sein will, auch wenn er die strubbelige Katze, die Mina gegen ihre Einsamkeit angeschafft hat, nun wirklich nicht leiden kann. Ein stilles Drama, in dem gleich in doppelter Hinsicht die Welten aufeinanderstoßen: in kultureller und in institutioneller Hinsicht. Ob das Paar eine Zukunft hat? „Die defekte Katze" war einer der Höhepunkte in der Sektion „Perspektive deutsches Kino" der Berlinale 2018.

Martin Schwarz