Lomo

Filmstart: 12.7.; Regie: Julia Langhof
Darsteller: Jonas Dassler, Lucie Hollmann, Eva Nürnberg

Die gute alte Coming-of-Age-Kiste, aufgemöbelt und grell lackiert mit Social-Media-Tralala. Der sensible Karl steht kurz davor, sein Abi zu kicken. Seine Spießer-Eltern gehen ihm mit ihrem chronischen Karriere-Getue gehörig auf den Geist. Einziges Highlight im tristen Teenager-Leben ist die neue Mitschülerin Doro. Sie wickelt Karl cool um den Finger. Und serviert den schwer Verliebten wenig später eiskalt ab. Trost findet Karl in seinem Blog, dem titelgebenden „The Language Of Many Others". Hier kotzt er sich aus und findet bei den Followern reichlich Seelentrost. Die virtuelle Welt dominiert zunehmend das Leben von Karl. Im emotionalen Chaos verliert der Held zunehmend die Kontrolle - und lässt sein Leben fortan immer massiver von seinen Blog-Lesern dominieren. Die Online-Geister, die Karl rief, wird er nicht mehr los und sie werden sein Leben dramatisch verändern! Klingt cool? Allemal ein aktuelles Thema, das visuell auffallend einfallsreich daherkommt. Weniger elegant entpuppt sich derweil das Drehbuch. Die Handlung wirkt bisweilen holprig, die Psychologie der Figuren kaum plausibel. Etwa, wenn zentrale Figuren wie die Zwillingsschwester oder der beste Kumpel einfach verloren gehen. Trotz solcher Macken räumt das Debüt von Julia Langhof ab, wie kaum ein anderer Erstling in diesem Jahr. Besonders üppig fällt der Preisregen für Hauptdarsteller Jonas Dassler aus: vom Bayerischen Filmpreis über den First Steps Award bis zum Achtung Berlin-Festival reicht der Karriere-Kickstart des 22-jährigen Newcomers, der von der Schauspielchule direkt zum Ensemblemitglied am Maxim Gorki Theater Berlin avancierte. Ihm gelingt die Balance von verknalltem Sensibelchen und trotzigem Rebellentum mit großer Lässigkeit sowie charismatischer Leinwandpräsenz. Die vermutliche prickelndste Flirtszene in einer Waschstraße gibt's als Bonus obendrein.

Dieter Oßwald