Filmstart: 14.6.; Regie: Wim Wenders
Darsteller: Jorge Mario Bergoglio
Als cineastischer Biograf bekam Wim Wenders bereits drei Oscar-Nominierungen. Nach den Musikern vom „Buena Vista Social Club", Tanz-Ikone „Pina" Bausch sowie dem Fotografen Sebastião Salgado in „Salz der Erde" folgt nun ein Porträt über Papst Franziskus. Präsentiert werden dessen politisch durchaus radikale Ansichten in Sachen Ökologie, sozialer Gerechtigkeit oder Konsumgesellschaft. Rigoros beklagt der Pontifex zudem die Vertuschung von sexuellem Missbrauch in seiner Kirche. Fordert die Stärkung von Frauen und die Akzeptanz von Schwulen. Der argentinische Jesuit Jorge Mario Bergoglio, anno 2013 zum 266. Papst gewählt, kann gut mit Menschen jeglicher Hautfarbe oder Religion. Ob mit Häftlingen. Opfern von Naturkatastrophen. Flüchtlingen. Oder Überlebenden des Holocaust. Als argloser Menschenfänger rührt er selbst die abgebrühten Abgeordneten im US-Kongress zu Tränen - um ihnen wenig später die Verwerflichkeit von Waffenexporten um die Ohren zu hauen. Dass er in der Wagenkolonne statt mit protziger Panzerlimousine mit einem putzigen Fiat 500 vorfährt, macht selbst schlagfertige US-Kommentatoren sprachlos. Ein geradezu himmlischer Anblick, wenn der Oberhirte von seinen Würdenträgern im prunkvollen Marmor-Saal mit gewohnt fröhlichem Lächeln ein „Ende der Trauerminen" einfordert - solche Szenen hätte „The Da Vinci Code" kaum unheimlicher inszenieren können! Tatsächlich dürften viele Forderungen des Papstes auch von einer Sahra Wagenknecht oder einem Robert Habeck abgesegnet werden. Was wie Wunschzettel auf einem Öko-Workshop beim Kirchentag klingt, meint das Oberhaupt der Katholiken absolut ernst. „Wir sind alle verantwortlich! Niemand kann sagen, ich habe damit nichts zu tun!", kommentiert Franziskus rigoros die Lage. „Wir sind Papst" bekommt bei Wenders eine ganz neue Bedeutung.
Dieter Oßwald
Stand: 15.05.2018
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!