Filmstart: 24.5.; Regie: Rupert Everett
Darsteller: Rupert Everett, Colin Firth, Emily Watson
Dem Leben des Exzentrikers Oscar Wilde widmete Rupert Everett, 58, bereits etliche Theater-Inszenierungen. Da lag es nahe, dass sich sein Regie-Debüt ebenfalls um den schwulen Dichter drehen sollte – wenig überraschend, wer dabei die Hauptrolle spielt. Der Star musste zehn Jahre lang Klinken putzen, um die Finanzierung zu finden. Erst bei der Bayerischen Filmförderung fand er schließlich Subventions-Asyl. Prompt musste das schwule Kino-Denkmal unter blau-weißem Himmel gedreht werden. Eine Burg in der fränkischen Pampa diente deshalb als Kulisse für Paris und Italien gleichermaßen. Die Biografie zeigt die letzten drei Jahre des irischen Poeten. Wegen „Unzucht" mit dem jungen Lord Bosie zieht dessen Vater vor Gericht. Wilde wird zu Zuchthaus mit Zwangsarbeit verurteilt. Nach der Entlassung sind seine Gesundheit, die Finanzen sowie der Ruf gleichermaßen ruiniert. Mit zwei Getreuen flieht der einst umjubelte Künstler als gebrochener Mensch nach Paris. Everett inszeniert sein lange gehegtes Herzensprojekt als melancholisches Porträt eines Außenseiters. Was den geistreichen Charme oder die charismatischen Verführungskünste dieser wortgewandten Figur eigentlich ausmachten, bleibt nebulös. Das setzt Everett, als wär's ein Hauptstudium-Referat, als bekannt voraus – und verschenkt damit viel dramaturgisches Gold. Beim menschlichen Faktor bleibt die Zeichnung gleichfalls blass. Der Mensch hinter dem Künstler kommt in diesem filmischen Wikipedia-Eintrag kaum zu Geltung. So brav und bieder die Biografie abgehakt wird, so lau und leidenschaftslos fallen die diversen Lovestorys samt ihrer Eifersüchteleien aus. Statt solch salbungsvoller Denkmalpflege durch einen eitlen Regisseur und Hauptdarsteller hätte man dem wilden Wilde ein exzentrischeres Porträt gewünscht.
Dieter Oßwald
Stand: 15.05.2018
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