Die in Paris lebende Musikerin Léonie Pernet kreiert auf ihrem dritten Album „Poèmes pulvérisés" (Crybaby/InFiné) eine avantgardistische, dramatische Art-Pop-Oper zwischen Minimalismus und Elektronik, geprägt von Themen wie Migration und Flucht, Identität und Vergangenheit. Seit dem Vorgänger „Le Cirque de Consolation" hat sich ihr Leben grundlegend verändert: Sie reiste nach Niger, um ihre bis dahin unbekannte Familie väterlicherseits zu treffen. Bei der Rückkehr entdeckte sie dann eine Zeile des französichen Dichters René Char: "J'ai pris ma tête comme on saisit une motte de sel et je l'ai littéralement pulvérisée" (Ich habe meinen Kopf genommen, wie man einen Klumpen Salz nimmt und ihn buchstäblich pulverisiert). Dieser Gedanke lässt sie nicht mehr los und führt sie zu „Le Poème pulvérisé", der 1945 erschienenen Sammlung des Widerstandsdichters, die mit der Frage beginnt: "Comment vivre sans inconnu devant soi?" (Wie kann man leben, ohne das Unbekann-te vor sich?). Auf dem Album verarbeitet sie klassische und elektronische Musik, afrikanische, arabische und experimentelle Klänge und pulverisiert Form, Sprache und Komposition, nimmt Konventionen, Identität und Grenzen auseinander. Dabei beschwört sie gleichsam ein versöhnliches Wir, um „die Welt ein wenig zu reparieren" („Réparer le monde") und Brücken zwischen dem globalen Norden und Süden zu bauen, von „Paris bis Brazzaville" (Paris-Brazzaville). Der Schlusstrack „Nymphéas" kann sowohl als Schlüssel zur Suche als auch der Beginn des Weges verstanden werden.
Jürgen Parr
Stand: 21.05.2025
Sie tragen den einzigartigen Fishbones-Sound mit ihren neuen Songs in bislang unbekannte Sphären: Bananafishbones - am 2.7. im Hirsch-Biergarten in Nürnberg.