Frank & Tony

Auch schon wieder zehn Jahren, seit das in Brooklyn/Biarritz ansässige Duo Francis Harris und Anthony Collins aka Frank & Tony ihr letztes Album „You Go Girl" veröffentlicht haben. Mit „Ethos" (Scissor And Thread) kehren die smarten House-Meister mit völlig-abgehangenem, sphärisch-coolem, melancholisch-atmosphärisch-dichtem Deep House zurück, immer den einfachen, aber treffsicheren Groove im Ohr. „House-Musik war schon immer ein Ausdruck politischer Sehnsucht, da sie oft der einzige sichere Raum für Gemeinschaften war, in dem sie auf eine Art und Weise zusammenkommen konnten, die die Gesellschaft als Ganzes nicht zuließ", schwärmt Harris. „Dieselbe Energie war in den 90er Jahren in Teilen der (Punk-Hardcore-Szene) zu finden. Gegenkulturen existieren, um temporäre autonome Zonen des Begehrens außerhalb der üblichen Narrative zu schaffen, die der Kreativität im Wege stehen. Wir haben uns schon immer von diesen gegenkulturellen Bewegungen inspirieren lassen, und das Frank & Tony-Projekt ist stark davon beeinflusst.", erklären sie zu ihrem Ansatz. „Ethos" ist stark von der Vielzahl der Projekte beeinflusst, die das Duo und sein Label in den letzten zehn Jahren ins Leben gerufen und unterstützt haben (Platten von u.a. Nadia Khan, Gry, Villete, Darand Land, Alex Albrecht, Dj Sprinkles und CCL, Harris als Kurator von Public Records, wo er Arbeiten aus der ganzen Welt vorstellt). Zum Albumtitel erklärt Harris: „Wir beziehen uns damit auf die Essenz eines Brauches, einer Kultur oder einer Community, die sich in der kulturellen Produktion manifestiert. In Frank & Tony manifestieren sich die Freundschaft und Zusammenarbeit, die in der Anonymität des Dancefloors entstanden sind, wo durch die Entdeckung eines perfekten Grooves temporäre autonome Zonen oder kleine Utopien entstehen können, versteckt vor dem Wahnsinn und den Ungerechtigkeiten der Welt". Auf über der Hälfte bringen sich Künstler aus der Scissor & Thread-Community ein: Sängerin und Pianistin Eliana Glass mit ihrer androgynen Stimme auf „Olympia", Darand Land im Titelsong „Ethos" und DJ Aakmael auf „Drift".

Jürgen Parr