Helado Negro

Roberto Carlos Lange alias Helado Negro hat eine neue Songsammlung „Phasor" (4AD/Beggars), die Anfang 2019 an Langes 39. Geburtstag nach einem fünfstündigen Besuch von Salvatore Matiranos Sal Mar-Projekt an der Universität von Illinois seinen Lauf nahm. Diese Supermaschine ist ein komplexer Synthesizer, der mit einem alten Supercomputergehirn und analogen Oszillatoren generativ Musik und eine unendliche Anzahl von Klangsequenzen erzeugen kann, sie gilt als die erste interak-tive „Kompositionsmaschine". Diese Erfahrung wurde zum Grundstein für die Songs, sie lehrte Lange mehr über sich selbst und wurde zu einem zentralen Faktor in seinem kreativen Prozess. „Es gab mir einen besonderen Einblick in das, was mich anregt", erklärt Lange. „Dieses Stre-ben nach ständiger Neugier auf den Prozess und das Ergebnis. Die Songs sind die Früchte, aber ich liebe das, was unter dem Schmutz liegt. Den ungesehenen magischen Prozess." So ist „Phasor" eine Rückkehr ins Leben, eine Erinnerung daran, wie sich die Sonne anfühlt und wie man sich von ihr wärmen lassen kann, der Umzug Langes nach Asheville in North Carolina tat ein Übriges. In seinen Texten geht er weg von sich lieber in die Psychen anderer und stellt sich seine eigenen Welten vor, stets meta-phorisch-zweideutig im interpretatorisch Ungewissen, quasi als Schutz für sich selbst. Lange mischt Electronic, Folk, Latin, Melancho-Pop, maritimen Ambient, Experimentell-Traditionelles, vollnerdiges Soundgefrickel auf Spanisch und Englisch zu einem hochempathischen kosmisch-fließenden Electrofolk. In „I Just Want To Wake Up With You" frönt er seiner roman-tischen Ader in kryptischer Textmanier und einem groovigen FrickelElectroFunk, bester Song: „Best For You And Me" - eine ver-träumt-seltsame neogospelige Electrofolk-Pretiose.

Jürgen Parr