Für ihr fünftes Album „Eyeye" (PIAS) hat sich die schwedische Sängerin Lykke Li mit ihrem langjährigen Kollaborateur Björn Yttling vorgenommen, eine völlig andere und neue Soundpalette anzugehen. Dazu legte sie ein dogmatisches Regelwerk ähnlich dem dänischen Dogma-Filmkonzept an: jeder Aspekt der Produktion ist genau bestimmt, keine digitalen Instrumente, die Gesangsaufnahme (mit reichlich Hall!) naturbelassen mit einem Billig-Schlagzeugmikrofon. „Ich wollte, dass die Platte die Intimität einer Sprachnotiz auf einer Makrodosis LSD hat", sagt Lykke. In ihrem Schlafzimmer in Los Angeles hat sie ihre romantischen Obsessionen und Fantasien in acht Songs komprimiert eingefangen. Begleitet wird das Album von sieben, unter der Regie von Theo Lindquist und von Edu Grau (A Single Man, Passing) auf 16-Millimeter-Film gefilmten, Loops. Die so entstandenen einminütigen Videos sind visuelle Fragmente einer größeren Geschichte über die Zyklen von Liebe, Sucht, Rückfall und Besessenheit. „Wir wollten die Schönheit und Erhabenheit eines dreistündigen europäischen Arthouse-Films einfangen und gleichzeitig etwas schaffen, das den modernen Medien entspricht", betont Lykke. „Die Absicht ist, die volle Wirkung eines Films in sechzig Sekunden auf einem Handybildschirm zu vermitteln, wo die meisten unserer emotionalen Erlebnisse heute ohnehin stattfinden." So wird ihr sehr direkter, zerbrechlicher, ätherisch-zarter, melancholischer Bedroom-Dream-Pop durch eine kongeniale visuelle Umsetzung noch verstärkt.
Jürgen Parr
Stand: 23.05.2022
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!