Lucius

Zehn herrlich psychedelisch-süß-saure melancholische und gleichsam überschäumende, dezent funky Indie-Disco-Pralinen mit close harmonies & 80er-NewWave-Feeling serviert das New Yorker-Electro-Pop-Quartett Lucius auf seinem dritten Album „Second Nature" (Second Nature Records/Cargo), das haupt-sächlich in Nashvilles historischem RCA Studio A aufgenommen und von Dave Cobb und Brandi Carlile produziert wurde. Von den Sängerinnen und Songwriterinnen Holly Laessig und Jess Wolfe geschrieben und von ihren langjährigen Bandmitgliedern Peter Lalish, Dan Molad und Solomon Dorsey eingespielt, ist es ein persönliches Porträt der beiden geworden, die sich gegenseitig ihre Lebensumstände schildern - Mutterschaft, Scheidung, ungeplante Karrierepausen - und das in gelegentlich Abba-anmutende hymnische, Fleetwood Mac'ische Pop-Musik umsetzen. Dabei beginnt jeder Song mit einem, wie Holly Laessig es nennt, „Kaffeegespräch", bei dem sie und Jess Wolfe sich darüber austauschen, was ihnen durch den Kopf geht, bevor sie das in die Texte und Akkordfolgen ihrer Songs einpreisen. Auf der Bühne sind sie zwei identisch gekleidete und frisierte Hälften eines Ganzen, abseits der Bühne haben sie ihr eigenes Leben, sind aber eng verbunden. „Es ist ein Album, das darum bittet, die schwierigen Momente nicht auszusitzen, sondern sie zu durchtanzen", sagt Wolfe. „Es berührt all diese Phasen der Trauer, und manches davon ist ein Durchbruch. Wenn man in der Lage ist, das gesamte Spektrum der Erfahrungen zu machen, die wir gemacht haben, oder die ich bei meiner Scheidung gemacht habe, oder die wir im Lockdown hatten, als unsere Karrieren sozusagen zum Stillstand kamen - ich denke, man kann das alles wirklich hören und fühlen und hoffentlich die Freude in der Dunkelheit finden. Es gibt sie wirklich. Das ist der Grund, warum wir "Second Nature" gemacht haben und warum wir wollten, dass es so klingt, wie es klingt: Unser Fokus lag darauf, uns den Weg durch die Dunkelheit zu tanzen."

Jürgen Parr