Wasser-Musik - dieses Mal nicht von Händel und etwas anders: „Als wir bei der Entstehung dieses Albums mit unseren Aufnahmen hin- und herfuhren, traten unvorhergesehene Schwankungen und Unregelmäßigkeiten auf, die sich zu einer Musik mit einer einzigartigen Elastizität und Lebendigkeit zusammenfügten, die sich nicht auf bestehende Formen beschränken lässt. Es war, als hätten wir eine Wasserleiter gebaut, um die Kluft zwischen uns zu überbrücken", erklärt die Komponistin und Bratschistin Atsuko Hatano, die solo und mit Jim O'Rourke, Eiko Ishibashi, Mocky, Tatsuhisa Yamamoto, Takeo Toyama und Anzu Suhara (Asa-chang & Junrei) gearbeitet hat. Die in Kyoto geborene und in Berlin lebende Komponistin und Pianistin Midori Hirano aka MimiCof fügt auf „Water Ladder" (Alien Transistor/Morr Music) den sich ständig verändernden Klanglandschaften mehrere Instrumente in Schichtungen hinzu, um damit spannungsgeladene Kompositionen zu kreieren, die das Gefühl vermitteln, in der Luft zu schweben. Der Album-Opener „Summer Noise" gleicht einem cineastischen Intro mit sich langsam bewegenden Klavierakkorden und einer unheilschwangeren Sounddramatik, bei „Nocturnal Awakening" durchbrechen plötzliche Bratschenausbrüche die nächtliche Ruhe, in „Cotton Sphere" steigen Harmonien und Melodien auf und formen sich, um wieder auseinanderzufallen und nur Frag mengte zurückzulassen, „Cascade" wiederum bildet den Abschluss der elektroakustischen Sechs-Track-Sammlung: Das Schweben geht weiter, aber die ineinandergreifenden musikalischen Ebenen werden nicht mehr dekonstruiert, stattdessen verschmelzen die Klangströme und verschwinden schließlich wie Wasserfälle nach starkem Regen oder plötzlicher Schneeschmelze. „Wasser kann seine Form nicht aus sich selbst heraus beibehalten, sondern durch äußere Kräfte jede beliebige Form annehmen. Seine Bewegungen können nicht allein mit dem Auge erfasst werden: Eine Wassermasse, die scheinbar in einen tiefen, bodenlosen Wasserfall stürzt, kann in Wirklichkeit sehr langsam in die Luft steigen", erklärt Atsuko. So versteht sie ihr Album als eine Einladung an den Hörer, die sich ständig verändernde Wasserleiter zu überqueren, die sie zwischen Midori und sich gebaut hat. Eine mystisch-düstere Soundreise.
Jürgen Parr
Stand: 06.03.2022
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!