Nalan bedeutet wörtlich „die Schreiende", „die Wehklagende" und ist der echte Name von Nalan Karacagil, die auf ihrem Debütalbum „I'm Good. The Crying Tape" (Mansions and Millions) lässig-wattösen, beat- und groove-getriebenen, immer grundmelancholischen R'n'B im Fokus hält und Songs mag, bei denen man Rotz und Wasser heulen kann. Bisher ist Nalan vor allem als Teil der Gaddafi Gals aufgefallen, hat als slimgirl fat ihre erste Solo-EP ugly veröffentlicht. Ihr sehr persönliches Lockdown-Album mit elf Songs mit walter p99 arkestra produziert, unterstützt von Keyboarderin Kiara Bo und David Tobias von Dürerstuben zeigt sie als Sensibelchen mit brüchiger, aber souliger Stimme. „Das Album hat ein wenig etwas von einem Drehbuch, jeder Song ist wie ein einzelnes Kapitel für mich, in denen ich Themen aus unterschiedlichen Perspektiven und Stim-mungen heraus beleuchte", erklärt Nalan. So handelt „I'm Good" etwa von der Frage „Wie geht's dir?", auf die man beinahe nur mit einer Floskel antworten kann. In „Only Birds Can Tell" singt sie über den tragischen Verlust ihrer Großmutter, bei der sie zeitweise aufgewachsen war. In „Bed of Tears schimmert zum Beispiel" Kraft und Hoffnung durch. „Son Kez" (engl. „one last time") ist der einzige Song in türkischer Sprache, laut Nalan ließ er sich nur auf Türkisch schreiben und denken. Er beschreibt auf ironische Art und Weise die Verzweiflung einer nicht erwiderten Liebe, in der sich die Hauptfigur am Ende ungewollt als Stalkerin entpuppt – ein Stück mit ganz besonderer Soundcharakteristik – türkische Vocals und funky-Dance-Elektro-Groove. Schließlich lässt der letzte Song „Crush" alles raus, das Gute wie das Schlechte, als Befreiungsschlag.
Jürgen Parr
Stand: 31.01.2022
Am 25.4. verbindet Mine im E-Werk vielfältige Einflüsse mit verschiedenen Sounds und Instrumenten – Alles außer langweilig!