Olivia Belli

Der Sonnenaufgang ist DER Zeitpunkt, zu dem die italienische Pianistin Olivia Belli am besten komponieren kann: "I love composing very early in the morning. I like to watch the change from night to day; the perception that everything is living again. There is great positivity in the start of the day", erklärt sie. So ist auch die Tageszeit und deren wechselnde Intensität und emotionales Gewicht ständig auf ihrem Album "Sol Novo" (Neue Sonne, neuer Tag) (XXIM/Sony Music Masterworks) präsent. Ihre getragenen, meditativen Klaviermelodien packt sie in dezente Streicherklänge, die einen entspannt und ruhig dahintragen, eine typische Vertreterin der neuen Klassik. "For me melody is everything", sagt Belli. "I couldn't write music without melody; it's the cornerstone of my composition. It comes from being Italian – we have a tradition of melody, of opera, and romantic song". Geboren in Mantua, aufgewachsen in Triest, hat sie einen klassischen Background, studierte Klavier am Konservatorium, arbeitete sich durch das klassische Repertoire und entwickelte eine besondere Leidenschaft für die Werke des 20. und 21. Jahrhunderts - von Ligeti und Stockhausen bis zu den amerikanischen Experimentalisten Cage, Crumb, Reich und Glass. Lange hielt sie ihre eigenen Kompositionen im Privaten. Belli lebt mit ihrer Familie in einem alten, abgelegenen Bauernhaus in der ländlichen Region Marken in Ostitalien, zwischen Bergen und Meer, und lässt sich von der Natur und den Menschen in ihrer Umgebung inspirieren, was sich in ihren Kompositionen widerspiegelt. Der Titel "Sol Novo" entstammt der „Göttlichen Komödie" von Dante, ist aber auch eine Anspielung auf die vielen Arten von Licht, die man in Marken jeden Tag sehen kann, wobei ihre Musik Geschichten aus ihrem Alltag erzählt: "Meine Musik spiegelt wider, was ich jeden Tag beobachte, wie ich jeden Tag meinen Platz in der Welt finde. Und ich hoffe, dass sie so auch anderen Menschen helfen kann - sie durch den Tag zu tragen und ihnen zu helfen, ihren Platz in der Welt zu finden, wo sie sich sicher fühlen", und weiter: "Meine Stücke spenden Trost, bieten vielleicht sogar Zuflucht. Mein Ziel ist es, das Licht in den Melodien zu behalten, das liegt vielleicht daran, dass ich Italiener bin - für mich ist die Sonne immer ein wichtiger Faktor, auch in meiner Musik". Wahres Akustik-Balsam für die Winterzeit. Jürgen Parr