Spiel
 

Das Schloss des Drachen

Dragon Castle

Ende Januar/Anfang Februar, das ist alljährlich die Zeit, in der sich alle Spielwaren-Freunde nach Nürnberg wenden. Dabei sind es nicht nur die Spieleneuheiten, die die Aufmerksamkeit der Fachbesucher alljährlich versuchen auf sich zu ziehen; nein, auch Plüschtiere, Technikspielzeug, Holzspielzeug, Modellbau und natürlich die neuesten Entwicklungen bei den Eisenbahnherstellern lassen so manches Besucherherz höher schlagen, vor allem bei jenen Besuchern, denen es durch gute Kontakte gelingt, doch auf das Messegelände zu kommen und mit leuchtenden Augen vor zahllosen Objekten der Begierde zu stehen – vielleicht etwas für den kommenden Geburtstags- oder Weihnachts-Wunschzettel? Oder vielleicht doch durch die Halle mit dem Weihnachtsschmuck laufen, denn hier sind alle noch sensibilisiert, war Weihnachten doch erst vor wenigen Wochen!?

Für die Spiele gilt alljährlich: Geduld, denn die Auslieferung zieht sich zumeist bis weit in das Frühjahr hinein. Aber nun ist es nicht so, dass alle nur auf die Neuheiten warten; niemand mehr ein gutes Spiel auf den Spieltisch bringen kann. Im Gegenteil, gerade jetzt (vor dem aktuellen Jahrgang) tauchen liebgewordene Schätze wieder auf oder es ist eine treffliche Zeit für eine tolle Verbeugung vor einem Klassiker:

Das Spiel „Dragon Castle" wäre ein solcher Hingucker, bei dem auch relativ schnell klar wird, dass es auf einen Klassiker Bezug nimmt. Dieser Ursprung ist unverkennbar: Mah Jongg, ein Spiel, das seinen Ursprung wohl im Fernöstlichen hat, allein die angeblichen historischen Fakten variieren in höchst unterhaltsamer Weise. So wurde etwa 1981 ein Beitrag veröffentlicht, der folgendes postulierte: „Das Spiel der Hofdamen am Kaiserpalast soll es gewesen sein, verboten für alles übrige Volk, von den Weisen benutzt, um anhand der Regeln und des Ablaufs die Prinzipien der Welt und das daraus resultierende Handeln der Menschen zu erklären." (Glonnegger, Das Spiele-Buch, 1988, S. 87). Da kommt schon Ehrfurcht auf. Allerdings kann es auch ganz anders gelaufen sein, und Reisende haben von Europa aus das Spiel „Rommée" nach China gebracht, woraus sich Mah Jongg entwickelt hat. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Spielen ist auffällig.

Nun hätten es die drei (!) Autoren Lorenzo Silva, Hjalmar Hach und Luca Riccia wirklich versemmelt, hätten sie nur eine einfache Variante von Mah Jongg unter dem Titel „Dragon Castle" veröffentlicht. Nein, keine Gefahr, hier ist alles richtig gemacht worden. Das Thema (und sein klassischer Ursprung) reizt, sich das Spiel näher anzusehen. Zunächst wird in der Tischmitte eine Drachenburg errichtet, d.h. die Spielsteine werden nach einer ganz bestimmten Vorgabe aufeinander gestapelt. Mögliche Formen der Drachenburg gibt es viele. Jeder der zwei bis vier Spieler erhält einen eigenen Spielplan, auf dem er im Verlauf des Spieles seine Steine ablegt. Die Zugregeln sind überschaubar: wer an der Reihe ist hat drei mögliche Optionen. Der Spieler kann sich ein Steinpaar von der Drachenburg auswählen. Ein Stein muss aus der obersten Etage genommen werden, der zweite Stein von irgendwoher, allerdings muss darauf geachtet werden, dass die Steine auch genommen werden dürfen; die Längsseite des anvisierten Steins muss frei liegen. Die beiden gezogenen Steine müssen in Symbol und Farbe identisch sein. Die so aufgenommenen Steine kommen, mit der Bildseite nach oben, auf das eigene Tableau. Oder aber der Spieler entscheidet sich für nur einen Stein und zusätzlich einen Schrein; beides ist gleichfalls auf dem eigenen Spielplan abzulegen. Option drei: nur einen Stein nehmen und diesen aus dem Spiel nehmen. Dafür gibt es einen Punkt.
Befinden sich auf dem eigenen Tableau eine Fläche von mindestens vier Steinen, gibt es dafür Punkte, die schlussendlich über den Sieg entscheiden.

Jeder sieht beim anderen Spieler, welche Steinarten dieser sammelt. Und so ist „Dragon Castle" ein wunderbares Lege-/Sammelspiel, das einerseits Planung bietet aber andererseits seine überraschenden Momente hat, wenn durch das Wegnehmen einiger Steine die darunter liegenden sichtbar werden. Tolles Material untermauert den Reiz dieses wunderbaren taktischen Spiels.
Und genau so, vielleicht auch direkt im Vergleich einmal mit dem Original gespielt, lässt sich die vermeintliche Wartezeit wunderbar überbrücken.

"Dragon Castle", von Lorenzo Silva, Hjalmar Hach und Luca Riccia für 2 bis 4 Spieler ab 8 Jahren, Asmodee Spiele


Rainer Scheer

Stand: 14.03.2019

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