Buch
 

Irisches Drama

Kleine Dinge wie diese

„Kleine Dinge wie diese" von Claire Keegan. Steidl Verlag, 109 Seiten, 20,00 Euro.

Die Magdalenen–Wäschereien haben einen Ruf. Einen sehr guten. Und wer etwas auf sich hält, der gibt gerne seine Wäsche im Kloster ab. Bill Furlong ist Kohlenhändler, hat also weniger mit Wäsche zu tun. Doch er ist ein regelmäßiger Besucher im Kloster in der Kleinstadt New Ross, bringt er doch Heizmaterial. Das Kloster ist ein guter Kunde, hier wird gleich bezahlt und zu Weihnachten gibt es einen Brief mit großzügigem Inhalt. Denn die Zeiten sind hart im Irland des Jahres 1985. Doch Furlong ist eigentlich zufrie-den mit seinem Geschäft, dass er sich durch Fleiß aufgebaut hat, seiner Frau und seinen Kindern. Eines Tages, es ist kurz vor Weihnachten, will er wieder eine Ladung Kohlen zum Kloster fahren. Als ihm niemand öffnet, geht er auf dasGe-lände und gelangt zu einem Kohlenschup-pen. Als er ihn öffnet, sieht er etwas, dass ihn nicht mehr loslässt – und sein Leben verändern wird!
„Kleine Dinge wie diese" stand völlig zurecht auf der Shortlist des Booker Prize in Großbritannien, denn Autorin Claire Keegan gelingt es nicht nur, ein eindrück-liches Bild auf die Zeit, in der die Geschichte spielt, zu werfen, nein, es ist vor allem ihre präzise Beschreibung, das genaue Ausloten von Gedanken und Gefühlen, was Ben Furlong, mit dem die begeisterte Leserschaft diese Geschichte durchlebt, zu einem überaus glaubhaften Charakter macht. Wo andere Autoren sich in epischer Breite ergehen, benötigt die Autorin, die schon in diversen Erzäh-lungsbänden ihre hohe Schreibkunst dokumentierte, nur wenig Raum, um nachhaltig zu wirken. Ihre exakte Sprache, die genaue Beobachtung, „Kleine Dinge wie diese" ist begeisternd und lädt dazu ein, es nach kurzer Zeit gleich noch ein-mal zu lesen: sich zu erfreuen an Sprache und Stil und einzutauchen in ein ganz dunkles Kapitel irischer Geschichte, das erst 1996 ein Ende fand - und es bis zu einer Entschuldigung der Regierung Irlands noch einmal bis 2013 braucht. Ein ergreifendes Stück herausragender Litera-tur!

Rainer Scheer

Stand: 05.06.2024

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