Die fränkisch-bayerischen Hobby-Italiener um Roy Bianco schlagen auch auf ihrem dritten Album „Kult" (Universal) wieder in die ohrwurmigste aller Italo-Pop-Schlager-Mediterran-Kerben. Sie stricken erfolgreich weiter an ihrer Fake-Legende, haben sie sich angeblich doch an Silvester 1981 in Sirmione am Gardasee kennengelernt und ihre Karriere 1982 als Duo begonnen, 1984 in Rio de Janeiro stießen dann Ralph Ru-bin, Eisensepp, Bungo Jonas und Blechkofler dazu, um zu Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys zu werden. Weder inhaltlich/thematisch noch genremäßig lassen sie algorithmisch-wohlkalkuliert kein Klischee zwischen Gardasee und Rimini aus: Bewährt vollmundige Arrangements aus Disco, Neue Deutsche Welle, 80ies-Electro-Synthi-Euro-Trash-Pop, Britpop, Indie, Italo-Polka, dezentem Groove, dicken Bläsersätzen, dazu keine Story zu abgehangen, um sie nicht zu einem Promenaden-Smash zu verdeneln: Ob Bardolino, eine Ode an Sophia Loren, der grandiose Arrivederci-Abschied, Rimini-Strand-Disco, wehmütige Erinnerungen an einen vergangenen Agosto, und Velocità, über die Freuden der Geschwindigkeit und des Windhauchs beim Vespa-Cruisen als einer der Titel, der an die Evergreen-Qualität des Zweitlings „Mille Grazie" heranreicht - voller Aperol-Spritzigkeit und einem Spider Murphy-Moment. Natürlich charme-changiert Sänger Tobias was der Herz-Schmerz- und Flirt-Akku hergibt, die Abbrunzatis geben alles, was der Prosecco-Sound verlangt. Kleiner Wermutstropfen: „Santorin" liegt bekanntlich nicht in Italien, also warum vom home turf abweichen - es hätte durchaus auch Capri, El-ba, Ischia, Filicudi oder Pantel-leria sein dürfen. Live zu erleben am 24. Oktober in der Nürnberger Kia Metropol Arena.
Jürgen Parr
Stand: 04.06.2024
Drei Elektropopper aus Berlin kommen mit Synthesizern und Happy Hippieness: Großstastgeflüster am 12. Juli auf der Kulturinsel Wöhrmühle in Erlangen.