Das australische Quartett Girl And Girl um Kai James macht sich auf „Call A Doctor" (SubPop/Cargo) schwer Gedanken um seine psychische Gesundheit und die der gesamten Menschheit. Die Ursprünge der Band liegen darin, daß James und Gitarrist Jayden Williams nach der Schule in der Garage seiner Mutter jammten. Eines Nachmittags kam James' Tante Liss nach dem Gassigehen mit ihrem Hund in den Proberaum und fragte, ob sie am Schlagzeug mitspielen könne. „Es klang wirklich toll", erinnert sich James. „Wir flehten sie an, zu bleiben, und sie sagte: Ich bleibe, bis ihr einen anderen Schlagzeuger findet", woraufhin James Liss zermürbte, als festes Mitglied in der Band zu bleiben, zu der sich dann noch Bassist Fraser Bell dazugesellte. Die elf Songs des Debüts „Call A Doctor" entstanden schnell innerhalb von zwei Wochen und wurden größtenteils in Marathonsessions in einem zweistöckigen Industriekomplex aufgenommen. „Das hat die Intensität des Albums noch verstärkt", sagt James, „der Stress der Produktion - angespannt, gefesselt und in seinem eigenen Kopf zu sein". „Ich hatte einen Großteil meines Lebens mit psychischen Problemen zu kämpfen", erklärt er, „und ich machte eine besonders schwierige Phase durch, als wir das Album machten; die Band hatte begonnen, etwas Aufmerksamkeit zu bekommen, und ich fühlte einen enormen Druck, dem gerecht zu werden. Diese Platte handelt von einem Menschen, der zu sehr in seinem Kopf steckt und versucht, da herauszukommen", fährt James fort. Mit seinem speziellen Sinn für schwarzen, sarkastischen Humor zeigt James auch angesichts der grundsätzlichen Problemlage sonnige Zuversicht, eingepackt in Slacker-Indie-Rock zwischen flirrendem Twang und punkiger Nerdyness.
Jürgen Parr
Stand: 01.05.2024
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