Kinostart: 6.6.; Regie: Colin & Cameron Cairnes;
Darsteller: David Dastmalchian, Laura Gordon, Fayssal Bazzi
Es war einmal eine „Late Night Show" an Halloween anno 1977. Um den dramatischen Absturz ins Quoten-Tief zu stoppen, setzt Talk-König Jack Delroy auf den Teufel höchstpersönlich. Im Studio soll die Parapsychologin Dr. Ross-Mitchell ein vom Dämon besessenes Mädchen live als Medium präsentieren. Ein skeptischer Zauberkünstler wird derweil entlarven, weshalb hinter solchem Teufelswerk nur billiger Humbug steckt. Bald sorgen unerwartete Ereignisse freilich für höchst dramatische Entwicklungen. Die Show läuft zunehmend aus dem Ruder. Was während der Sendepausen in den Kulissen damals passierte, zeigen dokumentarische Bilder in schwarzweiß, die bislang noch nie zu sehen waren. So zumindest beteuert es die warnende Stimme des Kommentators aus dem off, schließlich handelt es sich bei diesem Gruselstreifen um eine vorgebliche Doku über jene schrecklichen Ereignisse an Halloween. Der gute alte Found-Footage-Trick funktioniert noch immer mit erstklassiger Wirkung, in Fake News-Zeiten sogar besser denn je. Die australischen Regie-Brüder Cameron und Colin Cairnes („100 Bloody Acres") haben sich eine clevere Mischung aus Mediensatire und Geisterbahn ausgedacht: „Network" meets „Der Exorcist"! Mit bewährt australischer Durchgeknalltheit der anarchischen Art gönnt sich das Filmemacher-Duo ein schräges Finale mit spezialeffektvollen Knallbonbons im Oldschool-Stil. Das Ensemble hat spürbar Vergnügen an dieser teuflischen Geisterbahn, allen voran David Dastmalchian („Oppenheimer"), der lässig die Balance zwischen cool, arrogant und verzweifelt beherrscht. Für ziemliche Gänsehaut sorgt die junge Ingrid Torelli - sie wirkt noch unheimlicher vom Teufel besessen als einst Sandra Hüller in „Requiem".
Dieter Oßwald
Stand: 06.06.2024
Drei Elektropopper aus Berlin kommen mit Synthesizern und Happy Hippieness: Großstastgeflüster am 12. Juli auf der Kulturinsel Wöhrmühle in Erlangen.