Problemista

Kinostart: 18.6.; Regie: Julio Torres;
Darsteller: Julio Torres, Tilda Swinton, Isabella Rossellini, RZA, Greta Lee

Klingt nach einer ziemlich putzigen Idee: Alejandro, ein junger Geek aus Südamerika, will als einfallsreicher Spielzeugdesigner im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sein Glück mit ungewöhnlichen Ideen machen. Für das Visum heuert er bei einem Unternehmen an, das Menschen für eine bessere Zukunft einfriert. Seine eigene Zukunft sieht eher düster aus, als er wegen eines fatalen Fehlers recht schnell wieder entlassen wird. Die einzige Chance, weiter im Land zu bleiben, ist ein Job als Assistent bei der sehr schrulligen Kunst-Kritikerin Elizabeth. Sie will das kreative Vermächtnis ihres eingefrorenen Gatten hüten, einem schwer kranken Maler, der vorzugsweise Eier auf die Leinwand brachte. Gespielt wird die wilde Diva, Spitzname „Hydra", von der schottischen Schauspiel-Ikone Tilda Swinton, diesmal mit magentafarbener Haartracht. Auch Isabella Rossellini konnte Regisseur, Autor und Hauptdarsteller Julio Torres für sein Kino-Debüt gewinnen. Dieser Casting-Coup gelang, weil der Künstler als cooler Comedian große US-Karriere machte, unter anderem als Autor von „Saturday Night Live". Dieser Stand up-Komödianten-Hintergrund gerät bisweilen zum Problem für diese Coming-to-New-York-Comedy, allerlei Szenen wirken wie angeklebt, weil etliches aus der Witzkiste seiner Bühnen-Programme stammt. Vor allem in der zweiten Hälfte stottert die Dramaturgie spürbar. Immerhin klappt es mit der Situationskomik. Etwa, wenn die Diva die Apple-Helpline beschuldigt, ihre Fotos auf dem iPhone versteckt zu haben. Wenn der Immigrant in die kafkaesken Mühlen der US-Einwanderer-Behörde gerät. Oder wenn er beim Spielzeug-Konzern clever einen Ausgleich für dessen Ideen-Diebstahl verlangt. Trotz seiner 37 Jahre kann Julio Torres durchaus glaubhaft als jugendlicher Kindskopf durchgehen. Und er besteht souverän gegen eine wie gewohnt grandiose Tilda Swinton.

Dieter Oßwald