Love Lies Bleeding

Kinostart: 18.7.; Regie: Rose Glass;
Darsteller: Kristen Stewart, Ed Harris, Katy O'Brian

„Only Losers Quit" steht in großen Lettern auf Tafeln an den Kraftmaschinen der heruntergekommenen Mucki-Bude. Mit-arbeiterin Lou (Kristen Stewart) müht sich stoisch, das verstopfte Gym-Klo wieder flott zu bringen. Eigentlich hätte sie dem tristen Leben längst den Rücken gekehrt, zumal das Verhältnis zum rabiaten Vater (Ed Harris), einer lokalen Ganoven-Größe längst zerrüttet ist. Doch Lou plagt die Sorge um ihre Schwester Beth, die vom Aggro-Gatten regelmäßig misshandelt wird. Die Situation ändert sich schlagartig mit der Ankunft von Jackie (Katy O'Brian), einer selbstbewussten Body-builderin. Die Liebe auf den ersten Blick entwickelt sich zur leidenschaftlichen Beziehung. Als Beth wieder einmal vom Ehemann brutal verprügelt wird, kommt es zur dramatischen Entwicklung. „Sie möchte ihren Mann nicht im Gefängnis!" verlangt der Patriarch das Schweigen seiner Tochter. Deren Lover freilich schwört rigorose Rache am Macho-Monster, mit dem sie ohnehin noch eine Rechnung offen hat. Als kleiner, dreckiger Rache-Krimi im Look der Achtziger be-dient das Werk die gängigen Genre-Regeln, durchgeknallte Psychopathen aus dem Karikaturen-Kabinett inklusive. Eher unüblich dabei, dass die ultrabrutalen Gewalt-Exzesse und freizügigen Sex-Szenen von einer Frau inszeniert wurden. Prompt kam die Britin Rose Glass zu Festival-Ehren in Sundance und Berlin, wo man zudem auf ein Blitzlichtgewitter durch „Twilight"-Star Kristen Stewart setzte. Um den Hype auf Diva-Liga zu steigern, wurden Interview-Anfragen auf der Berlinale extrem verknappt. Lediglich drei Medien gewährte Madame für Deutschland Audienz – was ungefähr der Anzahl ihrer Gesichtsausdrücke ent-spricht. Für ein kleines Neo-Noir Genre-Stück durchaus ausreichend, der britische Humor bietet zudem ein hübsch selbstiro-nisches Hulk-Ende. Großspurige Verglei-che mit „Thelma & Louise" wirken der-weil wie die Eingangsszene: Ein Griff ins Klo.
Dieter Oßwald