Sumpf des Verbrechens

„Red Grass River", von James Carlos Blake, Liebeskind, 528 S., 24 Euro

Florida in den frühen 1920er. Der Clan von Old Joe Ashley und seinem verwegenen Sohn John trägt viel dazu bei, dass die Everglades ihrem Ruf als Garten des Teufels gerecht werden. Denn mithilfe der Verstecke, die ihnen die wilde Sumpflandschaft im Süden bietet, schwingen sich die Ashleys zu den größten Schwarzbrennern und Alkoholschmugglern der Gegend auf, die ihren bald schon verbotenen Stoff bis nach Miami liefern – sogar der eine oder andere Bankraub geht auf das Konto der Familie und ihrer Freunde. Doch nicht nur ihre ruchlosen Verbrechen und ihr ungezügelter Lebensstil bestimmen das Dasein der Ashleys, sondern auch ihre brutale, mächtig persönliche Fehde mit der Sheriff-Familie Baker. Den Gangster John Ashley und seine Sippe, auf die James Carlos Blake in seinem Roman „Red Grass River" die Suchscheinwerfer richtet, gab es wirklich. Und natürlich passen sie genau ins Schema des Autors, der 1947 in Mexiko geboren wurde, seit seiner Kindheit in den Staaten lebt und mir Vorliebe über historische Outlaws der amerikanischen Vergangenheit schreibt. Das tut Blake im Stil eines guten, allwissenden und allsehenden Erzählers, obwohl er bei seinem Epos über die Schnapsbrenner und Schmuggler nie so geschmeidig daherkommt wie z. B. Dennis Lehane mit „In der Nacht". Trotzdem sorgt Blake dafür, dass man sich gern auf die Seite seiner Outlaws stellt, während er ihre harten Leben und Geschäfte zur Zeit der Prohibition beleuchtet. Doch wie z. B. schon sein Western „Das Böse im Blut", ist auch das von Stefan Lux übersetzte „Red Grass River" ein ganzes Stück zu lang geworden, zumal sich einiges wiederholt. Da helfen dann alle Sympathie, alle Stimmung und aller Sex nicht, um spätestens in der zweiten Hälfte des Buches nicht öfters mal zu schauen, wie viele Seiten noch vor einem liegen. Die Handlung versumpft zwar nie richtig, hin und wieder wird es aber etwas zäh.

Christian Endres